Achter Aufftrit.


[143] Balduin. Villenchen.


BALDUIN. Mein schönstes Villenchen, die Frau Mutter hat uns die Freyheit gegeben / daß wir einander mit angenehmen Discursen auffhalten sollen.

VILLENCHEN. Es beliebt dem Herrn nur so zu reden.

BALDUIN. Ich bekenne zwar meine Unwürdigkeit / daß ich viel zuwenig bin / einer so galanten Person auffzuwarten. Doch sie wird meinen demüthigen Gehorsam und absonderlich die unermäßliche Affection meines getreuen Hertzens an statt einer vollkommenen Tugend gelten lassen.

VILLENCHEN. Ich weiß nicht.[143]

BALDUIN. Mein schönstes Villenchen will sie mir keinen Befehl geben / ob ich künftiger Zeit in ihrer Vergnügung leben soll? Denn ihr wundersüsser Nahme ist mir allbereit so tieff in mein Hertze gepräget / daß ich eher sterben als derselben vergessen will.

VILLENCHEN. Es kan wol seyn.

BALDUIN. Schönstes Villenchen sie betrübet mich / daß sie mich mit keiner Antwort vergnügen will. Der Himmel hat sie doch darzu ausersehen / daß sie einen Menschen einmahl soll glückseelig ma chen. Will sie mir nun die Ehre gönnen / daß ich in dem Buche der Glückseligkeit so eine vornehme Stelle bekommen soll / so will ich mich auch wohl gar mit meinem Blute verschreiben daß ich die unschätzbare Wohlthaten mit einem immerwährenden und unsterblichen Gehorsam danckbarlich zu erwiedern werde beflissen seyn.

VILLENCHEN. Ja ja es ist gar fein.

BALDUIN. Was hat doch die gütige Natur vor wunderbahre Schönheit in ihre Hände gepflantzet! Soll mein geringer Mund so würdig seyn / durch ein Kuß den unvergleichlichen Balsam Geruch davon zu geniessen?

VILLENCHEN. Ey nicht doch.

BALDUIN. Will sie mich der Annehmlichkeit berauben / ohne die mein Hertze sterben muß? Was will sie sprechen / wenn ich mich erst über ihre wunder schöne Augen verwundern werde? Oder wenn ich den Honig-Thau von ihren Purpurfarbenen Lippen auff zu lösen bitten werde? Ach das ist die Pforte dadurch meine Seele zu der ihrigen spatziren will. Werthestes Villenchen will sie meiner armen Seele den Paß nicht eröffnen?

VILLENCHEN. Fürwahr ich schrey.


Quelle:
Komödien des Barock. Reinbek bei Hamburg 1970, S. 143-144.
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