[147] Rosilis.
Sieh da, mein Coridon, wil er ein Höltzgen haben.
Coridon.
Aus welchen ich vielleicht ein Weibgen schnitzen kan.
Rosilis.
Er geh, und lasse sich dafür die Zunge schaben.
Coridon.
Sie putze sich nur ab, ich hab es schon gethan.
Rosilis.
Ich weiß nit, was es heist, er macht sich trefflich grüne.
Coridon.
Die Ziege kommt noch nicht, die mich verschlingen wil.
Rosilis.
Vor dessen waren ja die Kerlen nicht so kühne.
Coridon.
Vordessen schwatzten auch die Mädgen nicht so viel.
Rosilis.
Monsieur, es ist mir leid, er stolpert im Processe.
Coridon.
Wolan, so muß sie mir ihr Corpus juris leihn.
Rosilis.
Ja, hört nur wieder her, die letzte Leipzger Messe.
Coridon.
Indessen muß sie auch mit mir zu frieden seyn.
Rosilis.
Ey, Ey, wie müssen doch die Bauer-Flegel zürnen.
Coridon.
Vielleicht, dieweil sie nicht ein Büfgen worden ist.
Rosilis.
Ach nein, ihr Hasen-Kopff, ich esse keine Birnen.
Coridon.
Jedoch sie sey mein Gast, wo ihr darnach gelüst.
Rosilis.
Nein, ich bedancke mich, er sol den Quarck behalten.
Coridon.
Und gleichwohl nimmt sie ihn so hurtig in den Mund.
Rosilis.
Er streiche sich damit die Zwickel in die Falten.
Coridon.
Sie brauch es nur vor sich, ihr Mäulgen ist fein rund.
Rosilis.
Ach, steckt die Zung ins Loch, und schwatzt ein bißgen besser.
Coridon.
Mein Kind, spaziert voran, die Thür ist auffgemacht.
Rosilis.
Vor meiner liegen auch in Warheit keine Schlösser.
Coridon.
Ist sie so schlecht verwahrt, daß hätt ich nicht gedacht.
Rosilis.
Das hätt ich nicht gedacht, mit seinen Narren-Possen.
Coridon.
Ich rede, daß sie mich fein bald verstehen kan.
Rosilis.
Ist diß nicht eine Noth, er ist ja wohl geschossen?
Coridon.
Wie anders? denn der Pfeil hängt mir noch jtzund an.
Rosilis.
Was wil er dann bey mir, er geh mir nur vom Leibe.
Coridon.
Warum? Ich bin ein Hirt, ich suche meine Sau.
[147] Rosilis.
Geht, eh ich euch den Kopff mit Kammer-Lauge reibe.
Coridon.
Auff einen Wiedergelt, ich nehm es nit genau.
Rosilis.
Der Hencker hat mich doch mit Bauern gar besessen.
Coridon.
Drum sieht der Bauer wohl ihr zu den Augen rauß.
Rosilis.
Gewiß ich wil den Schimpff mein Tage nicht vergessen.
Coridon.
Sie komm zu mir zur Kirms auff einen Lerchen-Schmauß.
Buchempfehlung
Als leichte Unterhaltung verhohlene Gesellschaftskritik
78 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro