XXXIV.

[151] So viel von der Ordnung. Doch indem ich oben gedacht / es solte ein Buch von solcher lustigen Art auch nützlich seyn; als darff ich dieses nicht schuldig bleiben. Es heist aber so viel / der Leser sol etliche kluge und wolanständige Lebens-Regeln daraus zu mercken haben. Den weil die Philosophia moralis so wol durch Leges als durch Consilia ein gut Fundament leget / daß hernach die siñreichen und klugen Sprüche desto leichter hervorzusuchen sind; so wird man bey dieser Gelegenheit eine gute Probe ablegen / wie weit man in der gedachten Disciplin kommen ist. Ach es fehlet noch viel / wenn man etliche krancke Definitiones daher beten kan / und darnach keine Geschickligkeit zum appliciren vorhanden ist. Was hilfft mich die Beschreibung der Gerechtigkeit / wen ich nicht weiß / wie ich selbst nach dieser Tugend leben / auch andern durch gewisse Persvasiones darzu anleiten[152] sol / oder wie die entgegengesetzten Laster vertrieben und vermieden werden. Ich muß auch offt bey mir lachen / wenn die gemeine Klage in der Welt geführet wird / es lebte niemand schlimmer als die Ethici welche jhre Affecten durchaus nicht zu guberniren wüsten. Denn vor eins giebt man auf solche Leute nur fleißig Achtung / daß also jhre Fehler nicht können verborgen seyn. Vors andern behilfft sich mancher mit jenem Magister, der solte ein Collegium disputatorium halten / und als etliche die Ethicam vorschlugen / so sagte er Ihr Herren / was wollet jhr in der Disciplin machen: qvæ maximè est sterilis: Ich glaube nicht daß wir dreißig Qvæstiones heraus klauben werden / die sich bey dem disputiren der Müh verlohnen. Und freylich wird man durch dieses elende halbe Schock nicht gebessert / wen es nicht etwas accurater gesucht / und recht practicè erlernet wird.

Quelle:
Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 151-153.
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