XXXVI.

[51] Im lustigen Redner habe ich eine Hochzeit Sermon da wird die Invention von Könige Ludovico XIII. in Franckreich angeführet / welcher seine Gemahlin aus Spanien zwar 1615. erhalten / aber erst 1621. als eine Gemahlin bedienet hat. Erstlich erzehlet man die Seuffzer / die Wünsche / die Verdrießligkeiten welche bey dergleichen langen warten auszustehen sind. Hierauff lobt man die nachfolgende Vergnügung / welche durch das vorhergehende Verlangen jederzeit verdoppelt wird. In der Application spricht man / es wäre billich / daß man dem neuvermählten Paare eben eine solche Frist bestimmete: Doch besinnet man sich einer artigen Begebenheit aus der Ariana, da von der Epicharis erzehlet wird /[51] wie sie einen einfältigen Liebhaber versichert über zwey Jahr Hochzeit zu machen / doch mit dem Bedinge / wen er etwas angenehmes thun würde / solten nach Gelegenheit etliche Tage abgeschrieben / und wofern er was versehen oder sündigen möchte / solten jhm zur Straffe etliche Wochen darzu geschrieben werden. Und läufft also die endliche Application dahin / es wäre zwar billig / daß man dem Königlichen Exempel nachlebete: gleichwohl würden die angenehmen Diensterweisungen dermassen überhäuffet / daß noch diesen Tag ein grosses Theil möchte abgeschrieben werden. Hierauff ist es leicht die Glückwünschung gegen die neuen Vermählten / so dann auch die Dancksagung gegen die gesamten Gäste abzulegen.

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Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 51-52.
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