LIV.

[75] Und eben darum kan ich denen Ausländischen Worten nimmermehr so gar feind seyn / daß ich der Frau Mutter Sprache (wie jener Klügling sagte) einen Abbruch an jhrem Heldenmäßigen Ruhme zu thun gedächte / wen etwas von solcher Gattung mit eingemischet würde. Den weil die lustigen Sachen einen Stylum familiarem erfodern; und gleichwol die Gewohnheit etliche Wörter der massen angenommen / und wie sie in Franckreich reden / in das Jus naturalitatis gezogen hat / daß man sich einen bessern Klang auch wohl einen heftigern Nachdruk darbey einbildē muß: so heist es: rede mit der Welt / und lasse dir die neue Mode gefallen / sonst bleibstu ein kluger Mensch vor dich alleine. Es mag mir einer sagen was er wil / so klingt es vor den heutigen Ohren lustiger / Sie wird so gütig seyn / und nur die Affection erweisen: als / Sie wird mir die Gunst erweisen.[76] Item: Seine courtoisie verbindet mich darzu / als Seine Höfligkeit verbindet mich. Ferner: Ich bin an einem angenehmen Orte engagirt, als / ich habe mich da eingelassen. u.s.w. Ich sage nicht daß alle Neulinge Recht haben: sondern ich spreche nur / ich und vielleicht alle meines gleichen / sind zu wenig / daß wir den Strom der allgemeinen Gewohnheit auffhalten sollen. Und warum reden wir nicht / nach dem es die Leute gern hören; wofern wir unsere Reden nicht so wol uns / als andern zu gefallen vorbringen. Wiewol von dieser Materi ist anderswo schon geredet worden.

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Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 75-77.
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