Geh nicht vor mir...

[63] Geh nicht vor mir in dieses unbesungne

In dieses dunkle Reich, das Keiner kennt;

Damit Dein Name, dieser lang verklungne,

Wenn ich ihn ruf, noch Dich mit Namen nennt.


Vertausche nicht Dein Angesicht mit jenen

Veränderlichen aus dem fremden Kreis,

Die oft im Traum vorübergehn und denen

Ich keinen Gruß und keinen Wunsch mehr weiß.


Laß mich beim Brot gedenken und beim Wein,

Daß Du noch glühst, laß nicht mit Schatten-Speise,

Mit Blut und Mehl verstohlen her Dich rufen,


Wie man Geschiedne ruft: es steigt ihr Schein

Und ihre unsichtbare Sohle leise

Erdwärts herauf die ungeheuren Stufen.


Quelle:
Maria Luise Weissmann: Gesammelte Dichtungen, Pasing 1932, S. 63.
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