Mit einer Uhr

[66] Ich wollt' sie erst mit diesem Wunsch geleiten,

Ich wollte sagen: »Liebster, laß Dir scheinen

Bittere Stunden jene, die uns scheiden,

Und süße Stunden, solche, die uns einen.«


Kaum war der Wunsch gedacht, als ich ihn bat

»Sei ungetan!« Ach, der mich inbegriff,

Kein Wunsch, der Dir nicht einmal Böses tat

Im Meer der Zukunft, untergründig Riff...


Wie leicht mag sein, daß die Vergänglichkeit

Mich nimmt, ihr Teil – »una ex hisce« rief

Die Inschrift stumm. Dich träf in dieser Zeit


Mein Wunsch wie Fluch. Und also scheid ich aus

Und bitte nur, daß Dich umschließe tief,

Wo Du auch seist, des Glückes gastlich Haus.


Quelle:
Maria Luise Weissmann: Gesammelte Dichtungen, Pasing 1932, S. 66.
Lizenz:
Kategorien: