Siebenzehente Begebenheit.

Ein verdammter Geist zeiget an, was die Verdammte in der Hölle am meisten bedauren, und beweinen.

[652] Humbertus aus dem Orden des H. Dominici, ein ansehnlicher und grundgelehrter Mann, schreibt in dem Buch (dem er den Titul gibt de 5. Donis) daß auf ein Zeit ein frommer Ordens-Mann bey nächtlicher Weil unter dem Gebett und Betrachtung ein gantz klägliche Stimm gehöret habe. Als er nun umsahe, woher diese Stimm komme, da näherte sich selbige je länger, je mehr, mit erbärmlichen Heulen und Klagen. Hierauf fragte der Geistliche, wer also weine, und was dieses Jammeren bedeute? Alsobald bekame er diese Antwort: Ich bin einer aus der verdammten Schaar der Höllen. Warum wimselst du aber so gar kläglich? fragte der Geistliche weiters. Da gabe die Stimm ferneren Bericht, und sagte: Du solst wissen, O grosser Freund GOttes! daß ich, und andere Himmels-Verwisene nichts mehrers bedauren, und beweinen, als daß wir die edle Zeit so liederlich verzehrt haben. Dieses geredt, verlohre sich die Stimm allgemach wiederum, und hinterliesse dem frommen Geistlichen ein gute Unterweisung. Idem, qui paulo ante, cit. Auth. l. 4. c. 3. §. 1. n. 12.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 652.
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