Beschluß.

[1021] Damit ich dieses Tractätel von dem Form und Unform in dem Beicht-Stuhl endige, wie ich angefangen, nemlichen mit dem höchsten Lob der Sacramentalischen Beicht, so setze ich annoch hinzu zum besondern Nachdruck der Sach die denckwürdigiste Wort des Heil. Chrysostomi: wer kan dich, sagt er: O heylmachende Buß genugsam loben, und preysen? du erlangest von GOtt die Nachlassung der Sünden, du eröfnest das Paradeyß, du heylest die Krancken, du erfreuest die Traurigen, du machest die Toden wiederum lebendig, du gibst[1021] denen Verzweiflenden ein grosses Vertrauen, O glorwürdige Buß! du bist schöner als das Gold, gläntzender, als die Sonn; dich kan die Boßheit nicht überwinden, der Abfall nicht unterdrucken, die Verzweiflung nicht begwaltigen; du bist ein Mutter der Barmhertzigkeit; ein Lehrmeisterin aller Ehrbarkeit. Groß seynd deine Werck, weil du die Gefangene erledigest, die Sünder erquickest, die Ubelthäther von dem Tod errettest, etc.


Weilen dann die Sacramentalische Beicht ein so grosse Sach, und so viel, ja alles daran gelegen, so rathe ich allen, welche in diesem Puncten nicht recht wohl unterrichtet seyn, daß sie gegenwärtiges Tractätel öfters bedachtsam überlesen, und solches fein recht zu verstehen sich befleissen; alsdann wird erfolgen der erwünschte Frucht, theils für die Wohl-Unterrichte, theils für die Aengstige, wie auch die Leichtsinnige Menschen. Die Wohl-Unterwiesene werden darvon haben ihren Trost, sintemahlen sie sehen werden, daß sie alle zur wahren Beicht nothwendige Stuck gehalten, und folglich (menschlicher Weiß davon zu reden) können versicheret seyn, daß sie recht gebeichtet haben. Die Aengstige werden daraus schöpfen ein Hertzens-Ruhe, massen sie daraus erkennen werden, ob, und wo es ihrer Beicht gefehlt: wissen sie gewiß, daß sie gefehlet haben, in einem Essential oder Haupt-Puncten, so dörffen sie es nur einem Beicht-Vatter eröfnen, welcher alsobald sagen wird, wie zu helffen seye, ob ein General-Beicht abzulegen, oder ob nur diejenige Beicht, wo es hauptsächlich gefehlet zu wiederholen, oder nicht. Wissen sie aber nicht gewiß, daß ihre Beichten einen Haupt-Mangel gehabt, so können sie wenigist hinführan allzeit vor der Beicht die fünf nothwendigiste Puncten überlesen, oder sich deren erinneren, daß sie ihre Beicht darnach einrichten, und mithin ohne Scrupel sie auch allzeit sich versicheren können, (so viel ein Mensch sich hierinfalls versichern kan) alle Beicht von dieser Zeit an seyen beschaffen gewesen, wie sie sollen.

Die Leichtsinnige aber werden nach bedachtsamer Ablesung des gantzen Tractätls einen Stich im Hertzen bekommen, weilen sie werden vermercken, daß wahrhaftig viel ihrer Beichten sehr starck gehuncken, und dessentwegen wird mancher, wann er gescheid ist, an Mittel und Weeg gedencken, wie er sein Seel könne in Sicherheit setzen.


Alles zu Trutz der Höllen, und Nutzen der Seelen.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 1021-1022.
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