Neunte Begebenheit.

Ein gewisser Mann, welcher er hätte ertrincken und in Sünden sterben sollen, wird wegen der Andacht, so er gegen unser lieben Frauen getragen, beym Leben erhalten.

[431] Es hatte sich auf eine Zeit zugetragen, daß 3. Männer auf der Donau im Schif gefahren, und mitten in dem Fluß einen Schifbruch erlitten: und da 2. aus ihnen hinaus geschwummen, ist der dritte gäntzlich untergangen, und hat in der Tieffe des Wassers ein Stimm gehört, die also lautete: Siehe! O Mensch, jetzt soltest du ertrincken; und weil du tödtliche Sünden auf dir hast, ewiglich zu Grund gehen. Weilen du aber bishero der Mutter GOttes mit Andacht zugethan gewesen, und sie fleißig verehrt hast, wird dir das Leben geschenckt, damit du beichten könnest. Unterdessen, da seine 2. andere Gesellen etwelche Fischer bestellt, den ertrunckenen Leib zu suchen, und heraus zu fischen; selbigen aber nicht gefunden, und nach 3. Tägen unverrichter Sachen vom Suchen gäntzlich abgelassen, und nunmehr nach Haus kehren wollten, da sahen sie ihn am Gestatt aus dem Fluß heraussteigen: welcher dann ihnen, was sich mit ihme zugetragen, und warum er beym Leben erhalten wor den, treulich erzählet, und gleich darauf einen Priester gesucht, deme er alle seine Sünden reumüthig gebeichtet hat. Und dieser Priester ware der Ehrwürdige Pater Pelbart, aus dem Orden des Heil. Francisci, welcher bezeugt, daß er diese Begebenheit aus dem Mund dessen, so beym Leben erhalten worden, erzählen gehört habe. Aus welchem er dann schliesset, daß denen, welche U.L. Frau mit beständiger Andacht zugethan seynd, wenigst noch vor ihrem End die Gnad, Buß zu thun ertheilt werde; mithin der ewigen Verdammnuß entgehen, und in Himmel kommen mögen. Welches in Wahrheit sehr trostreich anzuhören ist. Doch solle niemand die Buß freventlich bis in das Tod-Beth verschieben. Dann das wäre überaus gefährlich. Pistorius (Georg.) Conc. 20. de Maria Matre admirabili ex Pelbarto.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 431-432.
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