Sechs und zwantzigste Begebenheit.

Ein Kind wird auf den Fluch seiner Mutter durch den Teufel weggeführt.

[566] Ein eifriger Prediger aus der Gesellschaft JEsu predigte einstens wider das ärgerliche Fluchen: Unter denen Zuhöreren befande sich auch eine Mutter vieler Kinder, welche diesem schädlichen Laster sehr ergeben [566] war; die sich aber so wenig zur Besserung bewegen lassen, daß sie gleich nach der angehörten Predig, so bald sie nacher Haus kommen, ihrem zwey-jährigen Söhnlein gewunschen, daß es der Teufel holen möchte; alsobald wurde ihr durch unsichtbarlichen Gewalt das Kind aus den Armen gerissen, und durch den Luft hinweg geführt. Die gottlose Mutter vor Schröcken und Leidwesen fast nichts um sich selbst wissend, lauft eilends zu gedachtem Prediger, wirft sich zu dessen Füssen, bekennt ihr Unglück, beichtet reumüthig ihre Sünden mit einem kräftigen Fürsatz keinen Fluch hinführo mehr aus dem Mund zu lassen. Der fromme Priester sich des unschuldigen Kinds und der büssenden Mutter erbarmend, bettet kürtzlich zu GOtt, befiehlt das entführte Kind in der umliegenden Gegend fleißig aufzusuchen; welches auch endlich auf einem Berg unverletzt gefunden worden. Der Ruf dieses entsetzlichen Zufalls ist bald hin und wider erschollen, und hat die Leut von der üblen Gewohnheit zu fluchen gewaltig abgeschröckt. Tann. S.J. in vita Manuelis Teyxeira.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 566-567.
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