16. Auf dem Fluss Nilus, als ein Vorbild des wollthätigen Philanders

[220] Dem gantzen Lande fleusst der reiche Niel zu gut,

Und seine Fruchtbarkeit die sich so weit erstrecket,

Liegt in der Tieffe nicht verstecket,

Sie schwimmet oben auff der Flut.1

Ein Fluss;2 wenn er vor sich in seinen Ufern fliesset,

Und eine See; wenn er vor andre sich ergiesset.


Fußnoten

1 Sie schwimmet oben auff der Flut. Man spricht von der Fruchtbarkeit des Niels, nicht darum, dass er, wie man von dem Tagus dichtet, Gold auff seinem Grunde führe, noch wie viel andre mit Fischen angefüllet sey; sondern weil er mit der blossen Flut gantz Egypten durch die Uberschwemmung bereichert.


2 Ein Fluss Wodurch man andeuten will, dass Philander zwar sparsam in seiner Hausshaltung, aber hergegen sehr freygebig sey, wenn es des Landes Nutzen und seines Nechsten Nothdurfft erfodert.


Quelle:
Christian Wernicke: Epigramme, Berlin 1909, S. 220-221.
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