6. Unvorsichtigkeit im Glück

[214] Sag' einem, der erfreut dem Glück im Schlosse lieget,

Dass dessen Stille stets die Sicherheit betrüget

Dass es uns, ehe wir es recht erkennt, verlässt;

Er höret dich nicht mehr, den junge Hochzeit-Gäst'

Den Wächter, der des Nachts die Stunden ruffet, hören;

Er spottet deiner Gunst, und lachet deiner Lehren,

Und alle deine Wort' entführt der schnelle Wind:

Ein glücklicher ist taub, so wie das Glück ist blind.


Quelle:
Christian Wernicke: Epigramme, Berlin 1909, S. 214-215.
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