19. Frantzösische Worte in Deutschen Predigten

[342] Ich geb' es gerne zu, und frage nichst darnach,

Dass mancher Prediger vor Gottes Angesicht

Manch falsches Grichisch Wort auf seiner Cantzel spricht;

Und aus gerechtem Hass der Jüden, ihre Sprach'

Auf seine rauhe Zung' als eine Reckbanck leget;

Auch auf gewisse Weis' und Maass'

Dem Priscian und Satanas

Durch sein Latein ins Antlitz schläget.

Wenn aber er die Ahrt der Red' aus Franckreich nimmt,

Und Gottes heilig Wort durch sein Frantzösch verstimmt;

Wenn er durch Gauckeln sucht mein sündig Hertz zu rühren,[342]

Und an der Höllen Pfort mich will complimentiren:

Denn, denn entfält mir die Geduld,

Und ich bekenne meine Schuld;

Ich bin vors Herren Haus verzehrnden Eyfers voll,1

Und fluche, wo ich segnen soll.


Fußnoten

1 Ich bin vors Herren Hauss verzehrenden Eyfers voll. Nach den Worten des Psalmisten: Zelus Domus tui comedit me.


Quelle:
Christian Wernicke: Epigramme, Berlin 1909, S. 342-343.
Lizenz:
Kategorien: