8. An Amarillis

[173] Die Tugend wird zwar meist verlachet,

Doch deine theure Schönheit machet,

Dass jene man auch in dir preisst;

Die Schönheit fällt zwar offt ins Netze

Doch deiner Tugend streng Gesetze

Beschützet das was jene weist.

Die Welt fällt dem Gezeugnüs bei,[174]

Das dir mein schwacher Mund itzt giebet;

Man lobt dich ohne Heucheley,

Wie man dich ohne Hoffnung liebet.


Quelle:
Christian Wernicke: Epigramme, Berlin 1909, S. 173-175.
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