Zweite Szene

[32] SANDMÄNNCHEN nähert sich mit freundlichen Gebärden den Kindern, die sich allmählich beruhigen, und wirft ihnen während des Folgenden Sand in die Augen.

Der kleine Sandmann bin ich – s-t!

und gar nichts Arges sinn ich – s-t!

Euch Kleinen lieb ich innig – s-t!

bin euch gesinnt gar minnig – s-t!

Aus diesem Sack zwei Körnelein

euch Müden in die Äugelein;

die fallen dann von selber zu,

damit ihr schlaft in sanfter Ruh.

Und seid ihr fein geschlafen ein:

dann wachen auf die Sterne,

aus hoher Himmelsferne

gar holde Träume bringen euch die Engelein.

Drum träume, Kindchen, träume!


Verschwindet.


HÄNSEL schlaftrunken.

Sandmann war da!

GRETEL ebenso.

Laß uns den Abendsegen beten!


Sie kauern sich nieder und falten die Hände.


BEIDE.

Abends, will ich schlafen gehn,

vierzehn Engel um mich stehn:

zwei zu meinen Häupten,

zwei zu meinen Füßen,

zwei zu meiner Rechten,

zwei zu meiner Linken,

zweie, die mich decken,

zweie, die mich wecken,

zweie, die mich weisen

zu Himmels Paradeisen!


Sie sinken aufs Moos zurück und schlummern, Arm in Arm verschlungen, alsbald ein. – Völlige Dunkelheit.


Quelle:
Engelbert Humperdinck: Hänsel und Gretel, von Adelheid Wette, Stuttgart 1981, S. 32.
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