17.

Wie Lewfrid wider zů land kam, den schönen pracken mit im bracht, und wie in Angliana beschicket, aller sachen, wie es im ergangen sei, befraget, insonders von wannen im der prack herkommen sey.

[310] Lewfrid jetz aller sorgen frey kam mit grossen freuden zů hauß, bracht mit im seinen schönen pracken. Als er seinem herren alles, so er außgericht, anzeigt hat, gieng er in sein gemach, legt ander gewand an, damit er nach seiner gewonheit für sein junckfraw gohn möcht. Die dann seiner zůkunfft schon gewar worden was, saumet sich nit lang, schicket nach dem jüngling eine ir allergeheimmiste junckfraw.

Der jüngling sich gar nit saumet, kam geschwind zů[310] Angliana in ir gemach. Sie empfing in freüntlich, fragt in die ursach seines langen außbleibens; des er ir alles nach der leng erzalet. ›Lewfrid,‹ sagt Angliana, ›woher kumpt dir diser schon prack? Wo ist er dir vorgestanden?‹ Lewfrid, als ihn die junckfraw so fleißig nach dem pracken fraget, gedacht er: ›Sie begert das sunder zweifel nit umbsunst zů wissen. Vilicht gedenckt sie, ich hab in mit gewalt überkummen oder jemans wider seinen willen genumen.‹

Darumb sagt er: ›Gnedige junckfraw, mir ist nit müglich euch etwas zů verhalten, so ir zů wissen begerend. Nemend war! Als ich in meines gnedigen herrn geschefften geritten bin, hat mich der unval oder das gelück in einen mechtigen und seer grossen wald und forst gefürt, darin ich gentzlich verirret, so das ich nit wußt herauszůkummen. Als ich mich aber verwegen hat die nacht in dem waldt zů beliben, kumpt von ungeschicht diser edel prack zů mir, sich gantz frölich gegen mir erzeigend. Ich nam den hund an und gedacht mir wol, er wirt mich auß dem wald füren. Er nam sein weg wider zůruck, doher er kummen was; ich reit im stracks nach. Bald kamme der prack auff ein gůten gebanten und getribnen weg, der zoch sich an einem schonen wildhag hinauff. Auff der andern siten war ein ser groß wasser, über das gieng weder bruck noch steg, kond auch keiner furt dardurch gewar werden. Als aber die nacht jetz vorhanden was, kummen wir an ein underloß, auff welchem die jeger iren geülen fůter geben; daselb bran noch ein seer großes feür. Do gedacht ich mir die nacht vollen zů beliben. Also fand ich in einem fůtertrog noch etlich fůter, welchs der jeger pferd über gelassen hatten. Darüber band ich mein müden gaull, der aß ihm genůg; vertriben also die nacht, wie wir mochten. Sobald es aber tag ward, saß ich wider auff mein pferdt; der prack lackeyet stets vor mir her, kamen zůletst auß dem wald uff ein genge stroß, die fürt uns zů einer schönen prucken. Jenerseiten der prucken hatt ein armer fischer sein wonung, dem klagt ich mein hunger; bald macht mir sein haußfraw zů essen.‹ Und in summa Lewfrid erzalt der junckfrawen nach der lenge alles das, so im begegnet was mit dem falschen wirt, reitknecht und brůder.[311]

Angliana kond sich der abentheür mit dem pracken nit gnůgsam verwundren und sagt: ›Fürwar, Lewfrid, du solt disem edlen pracken seiner freundtschafft und trew nimmer vergessen. Ich will in auch mit einem schönen halßband zieren, des er dann von wegen seiner trew von mir tragen sol. Du solt ihn auch fürbaß allweg mit seinem nammen nit anderst nennen dann Trew.‹ Also versprach ir Lewfrid in allem dem zů wilfaren.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 310-312.
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