57.

Wie Lewfrid zů ritter geschlagen ward in gegenwertigkeyt des künigs auß Castilien, und wie der schiltbůb der junckfrawen Angliana die botschafft bringt.

[411] Mit grossem triumph und frolockung reit der künig von Portugal ein; dann er seinen feind sampt allen seinen rähten mit im gefangen bracht, davon das gantz künigreich zů rhů und friden kommen was. Der künig, sobald er in seinen palast kam, ließ er Lewfriden für sich bringen, deßgleichen den könig von Castilien sampt allen seinen gefangnen rähten. Als sie nun alsamen zůwegen stunden, fieng der künig an und erzalt vor ihnen allen Lewfridens gantzes wesen, wie er so wunderbarlich in můterleib von Lotzman dem lewen erkant worden wer, auch was er biß zů der zeit für dapfferer und küner thaten begangen, disen streit auch durch sein mannlich und fürsichtig gemüt zů end bracht, darumb er dann billich den orden der ritterschafft tragen solt; schlůg ihn alsbald vor inen allen zů ritter, darab im Lewfrid und sein schweher,[411] der graff, nit wenig freud nam. Es gab im auch der könig wapen und schilt mit schöner und lobwirdiger blasimierung. Also ward Lewfrid auff einen tag geadelt und zů ritter geschlagen.

Alsbald der schildtbůb semlichs erfaren, ist er eilens zů seinem herren gangen, in auff das früntlichest gebetten, er wolt in einmal heimreiten lassen, damit er junckfrawen Angliana alle verloffnen eschichten zů wissen thet. Des der graff gar wol zůfriden was, ließ zůhand ein brieff an sein tochter schreiben und schickt ir den bey dem bůben. Der saumet sich nit lang auff der strassen; dann er sorget stetigs, es möcht im ein andrer den taw abschlagen und das bottenbrot bey der junckfrawen erwerben, dieweil er wol wußt, das sie mit grossem seüfftzen und verlangen geüffet, wann ir doch einmal von irem vatter und Lewfriden bottschafft keme. Er kam in kurtzen tagen an deß graffen hoff. Sobald er von seinem pferdt abgestanden was, hat er eilens nach Angliana der junckfrawen geforschet.

Deren ist der bůb angesagt worden durch iren kemerling. ›Ach,‹ sagt die junckfraw, ›wo der bott anderst dann gůte bottschafft bringet, sollet ir in für mich nicht kommen lassen.‹ Antwort der kemerling: ›Warlich, gnedige junckfraw, ich kan nichts anderst an in spüren, dann das er seer frölich unnd wol zů můt ist.‹ – ›So bringend ihn on verziehen für mich, damit ich mög erfaren, wie es umb meinen lieben herr vatter ein gestalt habe, desgleichen umb sein volck!‹

Zůhand ist der jung mit grossen freuden für die junckfraw bracht worden, die in gar mit frölichem angesicht und früntlichen worten empfangen hat. Der bůb aber, sobald er ir sein reverentz gethon, hat er zůstund angefangen und gesagt: ›Gnedige junckfraw, ir sind mir von rechts wegen ein reiches bottenbrot schuldig; dann ich verkünd euch frölicher bottschafft, dann euch man auff erden jemals verkünd hat. Nemend war, ewer herr und vatter ist gantz frisch und gesundt. So ist der krieg gentzlich vollendet; dann ewer allerliebster Lewfrid den künig auß Castilien selbs gefangen und unserm herren dem künig überantwort, der in zů grossen ehren gefürdert. Dann er hatt ihn auff einen tag geadelt unnd zů[412] ritter geschlagen zů Lißbona auff dem küniglichen palast. Des werdt ir in disem brieff gar grüntlichen bericht empfangen.‹

Als Angliana dise bottschafft von dem jungen vernommen hat, darff niemans fragen, ob sie auch frölich worden sey. Das aber mag ein yeder bey im selbs warnemmen; so einer seines gůten freunds wolfart sehen thůt, ist es im ein hertzliche freud. Ich geschweig der freuden, so die junckfraw do empfacht; erstlich vernimpt sie, das ir herr unnd vatter noch in leben sind, auch das gantz land zů friden und rhůen bracht ist; und daß noch mehr ist, so erfart sie, das der, welchen sie für alle reichthumb der welt liebet, sich so ritterlich hat gehalten, den orden der ritterschafft erlangt unnd zů solchen grossen ehren kommen ist. Sie nam den brieff, schloß den auff und fand darinn alles das war sein, wie ihr der bůb das angezeigt hatt. Sie schloß auff einen schönen kasten, nam darauß zehen ducaten, verehret die dem knaben, so ir das bottenbrot unnd botschafft bracht hat.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 411-413.
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