26.

Wie Wilbaldus für seinen diener bat, das er ihn an sein statt kummen ließ und ihn zům forstmeister annem.

[87] Fridbert sampt seinem schwager kamen an den hoff. Der hochmeister nam von stund an irer gestalt ab, das sie von Wilbaldus wegen kummen waren; er fragt sie zůstund, was ir geschefft weren. Sollich ward im nach der leng angezeigt, wie oben gehört ist, also das Wilbaldo erstlichen das hoffmeisteramt zůgestelt wurd, demnach verhofften sie an der frauwen zů haben, was sie begerten, so dann zůn ehren gelangen möcht. ›Diß,‹ sagt der hochmeister, ›würt dem handel ein rechte gestalt unnd ansehens machen.‹ Bald ward nach dem alten ritter geschicket, deßgleich nach Wilbaldo.

Als sie nun beyd zůgegen stunden, fieng der hochmeister erstlich an zů erzalen, was getreüwen dienstes ihm von Gottlieb widerfaren weren, klagt daneben seinen alter, das im nit wol müglich sein mocht sein dienst lenger zů verwalten; dann so er also stumpff davon käm, würd es dem gantzen hoff zů Preüssen hoch nachteilig sein; so aber gott der almechtig die sach wider dahin het kummen lassen, das Wilbaldus, der verloren son, wider funden und zů land kummen wer, deßgleich vil[87] angst und noth, müh unnd arbeit erlitten, wer er der hoffhung, er solt seine kindtschůh zertretten und zerbrochen haben und jetzund in seines vatters fůßtrit stohn; doch solt Gottlieb in allen dingen nicht minder dann vor geachtet sein, darzů sein besoldung vor als nach behalten, und wer auch das sein gröst begeren, das Wilbaldus sunder seines vatters rhat unnd wissen nicht vornemmen solt, sunder zů allen zeiten seines rahts pflegen, damit er den brauch des gantzen hoffs von tag zů tag underricht würd.

Do semlich der gůt frumb alt ritter vernam, von grossen freüden gieng im sein hertz über, und dancket seinem herren auff das zierlichest, so er immer mocht, befalh im darnach seinen son an seiner statt mit tröstlicher zůsagung, im in allen seinen geschefften berahtlich zů sein, damit an allen hoffradt nichts versaumet wird. Also ward der Wilbaldus, welcher vormals all armůt, arbeit, hunger und durst erlitten hat; obrister hoffmeister am hoff zů Preüssen. Fridbert unnd Felix wünschten im vil glück zů seinem neüwen ehrlichen ampt. Wilbaldus gedocht auch gantz treüwlich seines dieners, batt den hochmeister, er wolt in seiner ersten bitt geweren und seinen diener zů eim forstmeister machen an seiner statt. Das geschach nach seinem begeren.

Als nun dis alles beschlossen unnd vollend was, fieng der hochmeister weiter an zů reden: ›Wilbalde,‹ sagt er, ›damit unnd du spüren magst, das ich dein wolfart von hertzen meyn, so solt du wissen, es ist vorhanden ein züchtige, schöne und reiche witfraw, von edlen stammen geboren. Umb die will ich dir lassen reden, wo dir anderst die sach anmütig sein will. Damit du aber wissest, wer sie ist, will [ich] dir iren nammen zů verston geben. Sie heyßt mit irem nammen Marina und hat zůvor einen richen kauffman gehabt, welcher nit gar ein jar bey iren gelebt hat; sie ist gantz einig und groß reichtumbs gewaltig.‹

Sobald Gottlieb und Wilbaldus die wittfrauw horten nennen, hand sie die fast wol erkennet und von stund an dem hochmeister die sach gantz übergeben, darin nach seinem gefallen zů handlen. Sobald hat der hochmeister Fridberten als seinen geheimisten cantzler und Felixen seinen secretarien mit[88] freüntlichsten befelch und werbung an die frauwen geschicket, die dann zůvor gern Wilbaldus werbung gethon hetten, damit sein wolfart grünet unnd wůchs.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 87-89.
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