26.
Wie Laureta understund der junckfrawen begeren zů vollbringen.

[258] Laureta, demnach sye von Philomena abgescheyden was, sye sich nach aller notdurfft bewerben thet mit kostlicher[258] speiß unnd tranck, so sye ankummen möcht, alles in ihr eygen gemach tragen thet. Als nun der mornig tag kummen was und sich menglich zů hoff dem morgen finden ließ (dann ein yeder da seines diensts außwarten můst), Laureta gedacht, wie sye zů Gabriotto, dem ritter, kummen möcht, also nach ihm gon thet. Nit lang stund, sye Reinharten ersehen ward, in ir selb gedacht genůg sein, wann sye das Reinharten kund thet, dieweil doch die junckfraw befohlen hatt, die beiden ritter miteinander zů kummen. Als nun Laureta zů Reinharten kam, sprach sye: ›Edler ritter, wissen ir mich nit zů weisen, wo ich den ritter Gabriotto find?‹ – ›Fürwar‹, sprach Reinhart, ›ich glaub in noch nit auffgestanden sein, oder verhart aber sunst also lang in seinem gemach. Dann ich im hieher gezielt hab, da er mich auch gwißlich in kurtzer zeit sůchen würt.‹

Als nun Reinhart noch nit außgeredt hat, so kumpt der ritter dorther gon, welchen Laureta ehe dann Rein hart ersehen hat. Darumb Laureta anhůb und sprach: ›Fürwar, so sich ein ding schicken will, so můß es ye einen anfang gewinnen. Dann ir beyd, so ich gern bei einander gehabt hett, yetzundt schon zůsamen kummen.‹ In dem Reinhart seines gesellen auch wargenummen hat; des im grosse freüd bracht, dann im ettwas der Laureta halben vor was. Als nun Gabriotto zů in beyden kummen was, in ein gůten tag gebotten hat und sye im yetzt gedanckt, Laureta anhůb unnd sprach: Ihr edlen ritter, ir werdt heüt zů tag meiner junckfrawen Philomena gast sein, die mich dann nach euch außgeschicket hat. Darumb so vernemendt, was ich euch sagen würd! Sobald es umb die zeit würt, das man zů hoff geblosen hat, so gedencken, das ihr für meinem gemach euch lassen finden. Unnd so wir dann meynen sich das gantz hoffgesind gesetzt haben, so will ich euch verborgenlich in meiner junckfrawen kammer unnd gemach bringen, also das sein kein mensch innen werden soll.

Wer mag da außsprechen die grosse freüd, so disen beyden jungen rittern zůgestanden sey, als sye vernamen, das sye mit iren allerliebsten junckfrawen, bey denen sye doch also ein lange zeit nye hatten eingetroffen, so lang[259] bleiben, das doch eins sich mit dem andren gnůgsam ersprächen hett mügen, das sye aber yetzund gantz gewiß waren! Der ritter Gabriotto anhůb und sprach: ›Ach mein allerliebste fraw Laureta, mit was gůthat mögen wir doch ewiglich beschulden, das ir uns beyden also ein fröliche bottschafft bringen! Wir bedancken uns des größlich gegen Philomena der junckfrawen, nachgend gegen euch, das ir so demütig gewesen seind und uns ein solche bottschafft verkündet. Gond hin und sagend meiner junckfrawen, das wir zů allen zeiten ir in dem und andren gebotten willig und gehorsam sein wöllen!‹

Laureta urlaub von den jungen rittern nam, sich wider zů Philomena füget, anfieng, als sye ir die sach verkündt hat, ein kostlich malzeit zů bereyten, deren die junckfraw Rosamunda, so best sye mocht, behilfflich was.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 1, Tübingen 1903, S. 258-260.
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