14.

Von zweyen lantzknechten, die mit einander in krieg zohen.

[19] Zwen gůt gesellen zohen mit einander in krieg; und als es sich dann offt begibt, wenn man gemustert unnd die knecht geschworen haben, daß man die fenlin verschicket, eins hieher, das ander dort außhin, also kamen dise zwen gesellen auch von einander, daß sy lang nit zůsamenkamen, biß daß ein schlacht geschach unnd die haufen geurlaubt wurden.

Als sy aber im heimziehen waren, kamen sy auff der straß ungeferlich wider zůsamen unnd reißten also ein tag oder zwen mit einander. In dem sich vil reden zwischen inn begaben, wie es eim yeden gangen war. Es was aber der ein seer reich worden, vil gelts und kleinot überkommen, der ander hat gar nichts. Deßhalb der reich sein spottet und sprach: ›Wie hast du im doch gethon, daß du so gar nichts hast überkommen?‹ Der arm antwortet und sprach: ›Ich hab mich meiner besöldung beholffen, nit gespilt, noch den armen bauren das iren genommen; sy haben mich zů übel gedurt.‹ Diser sprach: ›So hör ich wol, du bist der krieger einer, denen Joannes in der wüste prediget, sy solten sich an irem sold benügen lassen.‹ Der arm antwortet: ›Ja, ich meint, es were nit übel gethan.‹ Der ander sprach: ›Ach nein, mein lieber brůder, dieselbig zeit ist nümmen, es gadt yetz anderst zů. Wenn du wilt barmhertzig sein und nit drauff greiffen, überkompst dein lebtag nichts; du můßt im thůn, wie ich im gethan hab. Ich hab mich nit gsaumpt mis kistenfägen und andren rencken; du můßt es nemmen, wo důs findest, und dir niemants lassen zů lieb sein.‹ Der arm gedacht der red nach.

Es begab sich, daß sy zů nacht in ein kammer schlaffen gewisen wurden, und der arm hat acht, wo der reich sein seckel und kleinot hinlegt, stůnd in aller stille umb mittnacht auf und erwütscht auß des reichen täschen ein guldin kettlein unnd etwan für zehen gulden müntz, macht sich mit dem darvon vor tag. Do es aber tag ward, erwachet sein gesell unnd fand seinen brůder nit, gedacht gleich, es wirt nit recht zůgan, unnd ergreifft seine bulgen, lůgt; so manglet er der ketten[20] unnd des gelts. Darumb er seim gesellen auff dem fůß nacheylet und ergreiff in zů Nürenberg, liesse in da gefencklich annemmen.

Und als ein ersamer radt den gefangnen zů red stalt, warumb er dem die ketten sampt dem gelt entragen hette, gabe er antwort: ›Er hats mich geheissen.‹ Der ander verneinets, er hetts in nit geheissen; diser bestůnd, er hetts in geheissen. Nun die herren begereten ein rechten bericht vom armen, wie ers in geheissen hett. Do erzellet der arm, wie er im hette ein leer geben, er solte thůn, wie er im gethon hette, er solt kein barmhertzigkeit mit niemant han, sunder solts nemmen, wo ers funde; er hett im auch also gethan, so hette ers nienen baß können bekommen und belder dann bey seim gesellen, der bey im in der kammer gelegen were. Also erkannten die herren, er solt im die kettin widergeben unnd er das gelt behalten, damit er wider heim möcht zerung haben, und diser solt keinen also mer leeren reich werden.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 19-21.
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