50.

Ein edelmann verbot seinen bawren zů schweren.

[66] Es wonet ein guter, frummer alter edelmann auff einem schloß; der hatt unden daran ein groß dorff, darin aber so böse ungezogene pauren, das er in keinem weg mit inn naher kommen kunt; kein frevel was inn zů groß, sy mochten den verküsen, gaben weder umb gebott noch verbott nit ein wicken. Und insunderheit was inn das gottslestern hoch verbotten. Es halff aber nichts. Zůletst hatt der gůt juncker ein bedauren mit weib unnd mit kinden; dann er gedacht, die vätter wurden sy gar umb daß ir bringen. Also ließ er ein mandat außgehn, welcher baur meer gott lestert, den wolt er nit allein an seinem gůt, sonder auch an dem leib straffen. Das bestůnd nit lang, es wurden ettlich fellig und hart an irem leib gestrafft, als mit dem thurn, branger, die zungen beschnitten, auch ettliche, so die sach zů grob übersahen, wurden an irem leben gestraffet. In summa, es kam die sach zůletst so weit, das die bauren darvon můßten abston, wiewol es sy gar hart und saur ankam. Das gsind was auch durch ir vorig unordenlich wesen dahin kummen, das mit gůtem nichts mer auß inen was zů bringen; dann keins wolt in gottes nammen nichts angreiffen, es můßt ein grosser schwůr mittlauffen.

Das was den bauren gantz beschwerlich, kamen also in gantzer gmein zůsammen und beschlussen in gemeinem radt, sy wolten sammenthaft für den junckern auff das schlossz gon unnd im den handel fürtragen, wie sy das gesind in keinen weg wußten zů baschgen, es were dann, das er inn einen schwůr erlaubet. Also ward dem junckern die sach durch den schultheissen von wegen der gmein fürgetragen. Als nun der[66] juncker iren mangel vernam, sagt er zů in, was sy doch für einen schwůr begerten. Der schultheiß sagt: ›Gnediger juncker, wir bitten eüwer veste, gebt uns ein schwůr, der da nit zů klein, auch nit zů groß sye, damit demnach das gsind mög in der forcht erhalten werden!‹ – ›Wolan,‹ sagt der juncker, ›diewil ir eüwer gsind dahin gewendt, das sy umb betten nichts wöllen geben, so stond all mitt einandern ab und erkiesen eüch ein schwůr, jedoch daß der das liden Christi nit berür.‹

Bald stůnden die bauren ab und wurden der sachen überein umb die pestilentz. Sy kamen wider zů dem junckern in den sal. Der juncker sagt: ›Sind ir bedacht?‹ – ›Ja‹, sprach der schultheiß, ›gnediger juncker, wir stond hie und bitten eüch durch gottes willen, gebt uns nur die pestilentz!‹ – ›So gand hin,‹ sagt der juncker, ›und habt eüch die Frantzosen darzů!‹ Der schultheiß von wegen der gantzen gemein danckt dem junckern gar fleissig von wegen der reichen begabung, zugen also mit fröuden zů hauß.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 66-67.
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