65.

Einem ward ein zan wider seinen willen außbrochen, als er gern gessen hett.

[87] Ein kauffmann auß dem Schwabenland schicket einen jungen diener in Italien, seine gescheft eines theils darinn außzůrichten. Dem jungen aber kam es seer übel; dann er deß welschen gar nit bericht was. Er kam in ein statt, darinn kundt er sich gar nit erfragen auß mangel der sprach. Nun hett er fast gern gessen und wußt nienan kein wirtzhauß. Von ungeschicht begegnet im ein Teütscher, den erkant er an sein kleidung; er grüßt in auff gůt teütsch. Diser dancket im gar früntlichen. Also bat er in, er solt im ein würteshauß weysen. Der gůt gesell was gantz willig, sagt im, wann er stracks für sich gieng die lange gassen hinauff, wurd er einen gemalten schilt vor der herberg hangen sehen; daselbst solt er einkeren, dann er fund gůt herberg.

Als er aber die gassen auffgieng, sieht er vor einem scherhauß ein gemalten schilt hangen. Er meinet, er wer des wirts hauß, von dem im gesagt was, zoch hinein. Bald er in die stuben kam, stůnd der meister und die knecht gegen im auff, meineten, er weit zwagen oder scheren. Als sy in aber in welsch fragten, was im angelegen wer, deütet er auff den mund mit der hand, meint, er wolt gern essen. Die scherer aber verstůnden, er litt schmertzen an eim zan, denselben wolt er außbrechen lassen. Bald satzt man im einen stůl dar und ein küssin, darauff hieß man in nidersitzen; von stund an kam der meister mit seinem instrument und wolt im gleich ins[87] maul mit. Do der jung semlichs marckt, understůnd er sich zů weren. Der meister befalh den knechten, sy solten in heben, dann er litt grossen schmertzen an zenen. Also wurffen sy in zůruck unnd brachen im wider allen seinen willen einen zan auß. Derhalben nit gůt ist, in ein yedes wirtshauß einzůkeren.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 87-88.
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