103.

Von herr Hansen, der würst trůg im sack und wolt messz halten.

[129] Es war ein mal ein pfaff im Fricktal, der hieß herr Hans, der gieng umb sanct Martinstag und wolt messz halten. Als er aber durch die dörffer gieng, wie es dann ein dorff an dem anderen hat, und es eben in der zeyt was, daß die bauren die schweyn metzgen oder schlachten, so kumpt er in ein dorff, da hat ein beürin gemetzget; die růfft dem pfaffen hinzů und sprach: ›Herr Hans, herr Hans, kompt und nempt da die[129] würst! Dann ich hab die beste sauw gemetzget, so ich im stall gehabt hab.‹ Do sprach herr Hans: ›Ach mein liebe frauw, ich hab nichts, darinn ich sy trage.‹ Do gab die beürin dem pfaffen ein leinis säcklin nnd thet im die würst dareyn. Also nam der pfaff das säcklin mit den würsten und steckt es hinden auf den rugken under den gürtel, geht damit sein straß, seine bauren zů versehen und messz ze halten.

Als er nun über den altar kumpt und es an der zeyt was, daß er elevieren oder den herrgot aufheben solt, kumpt der sigrist von hinden zů und wil im die alb aufheben. Indem ers aber also aufhebt, vermeint der gůt herr, es seye ein hund unnd schmöcke im nach den würsten, und gedenckt nit mer an den sigristen, der hinder im kniet, stosst derhalben mit dem einen fůß unnd trifft den sigristen an halß, daß er vier stafflen herunderfiel; dann er vermeint, es wer ein hund und wölte im die würst fressen. Do lieffen die bauren zů unnd meinten, der sigrist hette den hinfallenden siechtagen; so stiess in aber der pfaff also übel, etc.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 129-130.
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