84.

Von einem grossen eyferer, der nit leiden mocht, das andere mann mit seinem weib guter dingen waren.

[111] Es schreibt der hochgeleert doctor Sebastianus Brant in[111] seinem Narrenschiff under der figur der 32. narren von den grossen eyferern und spricht:


Der hüt der hewschreck an der bünnen

Und schittet wasser in ein brunnen,

Der hütet, das sein weib bleib frum.


Domit wil er entlichen zu verston geben, das semliche hut gar umbsunst sey; dann es hilfft nichts, oder aber darff sein nicht. Darvon merck einen guten schwanck!

Es was auff ein zeit ein solcher grosser eyferer inn einem flecken, der hat ein hüpsch weib; er forcht aber ir gar übel, mocht nit leiden, das andre mann oder auch gsellen mit ir redten oder guter ding weren. Er lies sie auch gar kumerlich zu andren nachbauren summerszeit an der gassen sitzen; auch kam sie gar selten zu hochzeiten oder andern wolleben. Der fantast sorgt alzeit, sie werd im lebendig gefressen. Diß namen ettlich speykatzen mit fleiß war, giengen dester mer umb das haus spatzieren; wann dann die gut fraw bey iren nachbauren sass, stunden sie hinzu, triben gute schwenck und bossen mit iren. Diß und dergleichen wolt den tippel unsinnig machen; er dorfft auch nicht dergleichen gegen seinem weib thun, dann im was unverborgen, was man den weibern understadt zu leiden, darnach verlanget sie erst. Die fraw aber an allen seinen geberden wol abnam, weß er gesinnet was, lies sichs aber ye lenger ye weniger bekümmeren, was nur mit yderman dester leichtsinniger.

Als aber der stockfisch semlichs auch warnam, gedacht er, durch was fügen er doch solches alles abschaffen mecht. Er besann sich kurtz und kaufft ein haus in einem andern flecken und machet sein dinglin zusamen, lůd das auff kerch und wegen, fůr also darvon. Die gut fraw, so mer witz hatt dann ir mann, lies ir die sach wolgefallen, thett auch dergleichen, als wann es ir fast lieb wer. Domit erfůr sie fein sittlich an irem man, was die ursach wer seines auffbrechens. Dann er sagt, wie es im so gar zuwider were, das im solche gesellen teglich umb das haus giengen; wiewol er ir nichts arges günnet noch vertreuwet, möcht er es dannocht nit sehen; sunst hett er gar kein ursach, darumb er hinwegzug, dann eben dise. Die fraw fasset dise wort in ir örlin.[112]

Als sie nun mit irem hausrat aus dem flecken fůren und weit hinaus inn das feld kamen, springt die fraw vom wagen und sagt: ›O wee, Hans, ich hab das allernotwendigst dahinden gelassen. Halt ein wenig still!‹ Der fantast fragt, was sie dann vergessen hett. ›Ey,‹ sagt sie, ›ich hab kein fewr mit mir genomen.‹ – ›Du grosse nerrin,‹ sprach der mann, ›meinstu dann, wir ziehen an ein fewrlos ort? Du wirst fewr, holtz unnd stro gleich so wol dort finden, als da wir harkummen.‹ – ›So bist du,‹ sagt die fraw, ›vil nerrechtiger dann ich. Finden wir fewr dort, werden wir on zweifel auch solche leut finden, die dein eyferige weis bald erlernen werden, dir gleich den anderen zu bosheit umb das haus gon. Darumb wer noch mein rath, du liessest uns bey dem unseren bleiben und an dem ort, do man uns und wir die leut erkennen.‹

Also gieng der dippel inn sich selb, erkannt seiner frawen radt für gut und zoch wider zuruck in sein alte herberg, lies hinfurbas seinen eyfer faren unnd ward ein rechtgeschaffner hausman.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 111-113.
Lizenz:
Kategorien: