91.

Ein weib hies iren man aus dem haus beleiben, bis der staub vergieng.

[118] Ein kurtzweiliger junger mann, so erst newlich in die ehe kummen was, er hatt ein wittfrawen genummen, welche vormals ein baursman gehabt. Diser aber was ein maler unnd gar ein fisierlicher mensch. Die gut frauw aber hat der malerey gar nit gewonet, blib auff irem alten gebrauch; wann sie morgens die stuben fegt oder schweiffet, spritzet sie die gar nit, davon sich dann ein grosser staub erhub, welches dann die maler sunderlich gern in farben und an der arbeit hand, vorab wann sie von ölfarben malen.

Eins abents hatt der gut man genug getruncken, also das er den künftigen morgen etwas lenger schlieff, dann sein brauch was. Als er aber yetz auffgestanden und sich angeton, will er eylens über sein arbeit, eylt in die stuben; die hat die gut frauw allererst gefegt und aber nit begossen, also das ein grosser staub in der stuben was. Der mann ward zornig, schalt die frawen darumb. Sie sagt: ›Kanstu nit ein weil hinaus spatzieren gon, bis der staub vergadt?‹ Der gut man fasset die wort in sein örlin, nam sein tägen und rock, gieng aus zu guten gesellen, fieng die sach wider an, da er sie am obend gelossen hat, treib das also auff acht tag.

Als die verschinen waren, nam er ein gute bursch zu im, fürt die mit im heim. Es waren aber seine stub und stubenfenster auff der erden, das man wol hineinsehen mocht. Als er nun für das haus kam, sties er mit erst den kopff zum fenster hinein und schrey: ›Fraw, ist der staub vergangen? So wil ich hineinkumen.‹ Antwurt das weib: ›O jo, lieber Hans (also was sein nam), er ist gar hinweg. Gang nur harein! Ich wil dir keinen solchen staub mer machen und fürbas die stuben dest bas begiessen.‹ Also nam er seine guten gsellen mit im hinein, gab in ein trunck, und waren all sachen gericht.

Darumb, ir weiber, sind gewarnet; ir haben rauch oder staub im haus, heissen darumb die mann nit hinausgon! Dann in sonst von natur angeboren ist, das sie nit gern daheimen bleiben.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 118-119.
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