Vierzehnter Auftritt.

[112] Die Markgräfin, Jeronymo.


DIE MARKGRÄFIN. Was sagte das liebe Geschöpf? Wie feierlich war ihr Gesicht und der Ton ihrer Stimme! Und wie eilfertig ging sie hinweg! – Sie hat etwas auf dem Herzen; aber ich begreife nicht, was es seyn kann. – Wenn ich nicht selbst gehört hätte, wie freundschaftlich der Pater Mareskotti sich zum Vortheil des Chevaliers erklärte, so würde ich glauben, dass er sie mit neuen Zweifeln beunruhiget habe.

JERONYMO. Ich werfe keinen Verdacht auf Mareskotti. Er ist zu rechtschaffen und zu klug, sich einer solchen Übereilung schuldig zu machen. Klementina wird von allem, was ihr begegnet, noch zu stark gerührt. Die Ankunft des Generals hat sie erschreckt. Furcht und[112] Hoffnung streiten in ihrer Seele, und das Glück, das ihr angekündigt worden, ist zu gross und unverhofft, als dass sie es glauben könnte. Sie wird ruhig werden, so bald sie nicht mehr zweifeln kann.

DIE MARKGRÄFIN. Du beruhigst mich wieder, mein Sohn! Wir haben angenehme Aussichten vor uns; dasjenige, was sie uns gekostet haben, erhöhet ihren Werth. Wir wollen jetzt alle unsere Gedanken darauf richten, deinen Bruder, den General, mit dem Chevalier zu versöhnen. Ich habe desshalben nicht den geringsten Kummer. Es ist unmöglich, gegen die Verdienste dieses Mannes auszuhalten.


Ende des vierten Aufzugs.


Quelle:
Christoph Martin Wieland: Sämmtliche Werke. Supplemente Band 5, Leipzig 1798, S. 112-113.
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Klementina von Porretta
C. M. Wielands sämtliche Werke: Supplement, Band V. Klementina von Porretta; Pandora; Die Bunkliade; Auszüge aus Jakob Forsters Reise um die Welt