Achter Auftritt.

[124] GRANDISON allein. Ich errathe den Inhalt dieses Papiers. – Ihre Einbildungskraft, die durch ihre Krankheit über die natürliche Höhe getrieben worden, hat die Bedenklichkeiten ihres Gewissens geschärft. Sie wird sich verpflichtet glauben, dem Himmel ein Opfer von ihrer Liebe zu bringen – Liebste Klementina, soll ich deinen Besitz – Doch, ich will lesen.


Er setzt sich, und liest.
[124]

– Vortreffliches Geschöpf! – Ich muss innehalten – Welche Zärtlichkeit! Welche Unschuld! Welche Hoheit der Seele! – O Klementina! warum musstest du dich in der strahlenden Vollkommenheit eines Engels vor meine Augen stellen, wenn ich deinem Besitz entsagen soll? –


Er fährt fort zu lesen.


– Unwiderstehliches Geschöpf! wie verehre ich dich! – Es ist genug! Ich bin alles, was du willst, dass ich seyn soll!


Quelle:
Christoph Martin Wieland: Sämmtliche Werke. Supplemente Band 5, Leipzig 1798, S. 124-125.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Klementina von Porretta
C. M. Wielands sämtliche Werke: Supplement, Band V. Klementina von Porretta; Pandora; Die Bunkliade; Auszüge aus Jakob Forsters Reise um die Welt