Holländische Geldsorten.

[84] Für Fremde und Reisende ist es nicht unwichtig, genau zu erfahren, wie es mit dem Gelde in einem Lande steht. Zu deren Besten bemerke ich daher Folgendes:

In Holland laufen dreierlei Arten von Münzen, goldene silberne und kupferne. Zu bemerken, daß erstens die goldenen nicht so häufig sind, wie die kupfernen, und zweitens, daß man in Holland die kupfernen nicht silberne nennt, – – – – – – –

Ein neuer holländischer Guillaumed'or hat zehn Gulden und eben so viel Beine und Füße.

Ein alter holländischer Ducat hat die Eigenschaft in kurzer Zeit sich unsichtbar zu machen.

Ein holländischer Gulden ist ein Stück Gelb, das aus der Hand ist, ehe man sich's versieht.


[85] β.


Ein geborner Holländer kann ihn besser festhalten.

Ein Dubbeltje ist ein glattes leichtes Silberblech, das aus der Tasche fliegt, wenn man nießt oder sich ausschnupft.

Ein Stüver oder ein Stuivertje und ein Pietje sind kleine Münzen, die man noch am seltensten ausgibt. Die Ursache scheint zu sein, weil man sie am seltensten einnimmt.

Die holländische Kupfermünze heißt Zent oder Zentje, hundert auf einen Gulden, fünf auf einen Stüver, zehn auf ein Dubbeltje. Weil sie übel riechen und die Taschen besudeln, ist ein menschenfreundlicher Reisender nirgends wohlthätiger, als zu Holland. Selten wird er harthörig sein, wenn ein Bube oder Mädchen hinter ihm herruft, en Centje mijn Heertje, mijn Heertje en Centje, en Centje mijn Heertje.


β I.


Obige Bemerkungen über die holländischen Geldsorten können insbesondere solchen Reisenden sich nützlich machen, welche sich entweder in die vielen schönen Kunstsachen vergaffen, die in Amsterdam, Rotterdam und dem Haag häuflich sind,[86] oder die mit Gewalt sich amusiren wollen, was man in Holland durchaus nicht kann.


β II.


Noch zu bemerken, daß der Dubbeltje unter allen Geldsorten in Holland die größte Rolle spielt, weil ein Glas Genever, wenigstens in allen gentilen Kaffeehäusern, wo man des Morgens nichts Anderes trinkt als Genever mit und ohne Zucker, einen Dubbeltje kostet; wogegen ich allerdings aus dem Munde meines Barbiers gehört, daß die tausend Schenken oder Tappereijen, die es im Haag gibt (notorisch gibt es mehr) und die allwöchentlich durch ein Halbdutzend beladener Treckschuiten von Schiedam mit Fässern versorgt werden, das Glas Genever für sieben Zentjes an den gemeinen Mann schenken. Mein Barbier muß es am besten wissen, er ist selbst einer von den tausend Tappern im Haag.

Quelle:
Ludolf Wienbarg: Holland in den Jahren 1831 und 1832. Erster und Zweiter Theil, Hamburg 1833, S. 84-87.
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