Neunter Auftritt

[312] Drei Ritter ganz dunkel gepanzert, durch die Mitte.


ERSTER.

Mich schickt Lothar, der König vo Italien.

ZWEITER.

Pipin der Aquitanier sendet mich.[312]

DRITTER.

Und Ludwig sendet mich, der Bayernkönig.

ERSTER.

So sprechen sie zu Ludwig, ihrem Vater:

ZWEITER.

Und so zu ihrem jüngsten Bruder Karl:

DRITTER.

So sprechen sie zu Judith, Tochter Welfs:

ERSTER.

Wir drei, vereint, zu wahren unser Recht

Und abzuwehren Ungerechtigkeit,

Euch dreien künden Fehde wir und Krieg

Und laden Euch zur blutigen Entscheidung

Aufs rote Feld bei Kolmar. – Kommt Ihr?

BERNHARD UND ALLE DEUTSCHEN laut und wild.

Ja!!

ERSTER.

So wolle Gott dem guten Rechte helfen.

BERNHARD.

Gott helfe ihm und unser männlich Schwert!


Zu Karl.


Gedenkt an das, was ich vorhin Euch sagte:

Die Kaiserrose blüht auf Kolmars Feld


Laut.


Und nun kein Säumen mehr; ans Werk, zur Tat.

Weckt auf die Pfalz; zu seinen Völkern jeder,

Zählt jeden Kopf und wäget jedes Herz.

Ihr, König Karl, zum Kaiser, bitt' ich, geht,

Und sagt ihm, wenn die Sonne morgen früh

Aufs stahlbeschuppte Blachfeld niederfunkelt,

Wird ihm das tausendarm'ge Reich der Franken

Bereitet stehn, ein einz'ges mächtiges Schwert,

Gericht zu halten über seine Feinde.


Zu den drei Herolden.


Nach Haus Ihr drei!

Noch nie zu Tanz und Reigen

Schlug so das Herz mir wie zu diesem Kampf![313]

SATILATLAS.

Ein jeder Fluch, der Unheil je gebar,

Begleite dich zum Kampfe!

TEMIN.

Fluch dir! Fluch!


Bernhard mit den Deutschen und den Herolden nach der Mitte ab.

Der Vorhang fällt.


Quelle:
Ernst von Wildenbruch: Gesammelte Werke. Band 7, Berlin 1911–1918, S. 312-314.
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Die Karolinger
Die Karolinger. Trauerspiel in vier Akten

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