Der frühe Tag

[5] Tag mit deinen kalten Blicken,

Wie so frühe bist du da!

Meinen Traum hast du vertrieben,

Ach den lieben

Traum, darin ich Liebchen sah.


Grämlich bleich wie eine Greisin

Blickt in mein Gemach die Welt.

Weib, du wirst mit öden Händen

Nimmer spenden,

Was der Traum mir lieb gesellt.


Schließe, Tag, dein kaltes Auge,

Bleib ein Weilchen noch zurück,

Laß mich blind und reglos säumen

Und erträumen

Heimlich noch ein wenig Glück.

Quelle:
Bruno Wille: Einsiedler und Genosse. Berlin 1894, S. 5-6.
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