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[211] Welch schwüle Gewitterluft liegt auf uns, wenn die Geliebten dem Feind entgegen gehn! Der feurige Abendhimmel deutet uns die Flammen der Schlacht, jeder Windeshauch den Donner der mordenden Geschütze; jeder nahende Bote erregt uns in Fieberangst und Glut. –[211] Ach, er kann ja das Schrecklichste bringen! Und doch labt mich ein Blick nach dem ewig blauen Aether; mir ist, als müßte uns nur Gutes kommen von Oben. Ja in diesen angstvollen Tagen umgeben uns gute Geister, und halten uns, am Abgrund der Verzweiflung; – wie könnte das arme Menschenherz sonst noch fortschlagen unter seiner zerstörenden Angst!

Quelle:
Caroline von Wolzogen: Erzählungen. 2 Bände, Band 2, Stuttgart und Tübingen 1826, S. 211-212.
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