Das Achte Lied

[189] Als H.B. Heinsius Magister worden.


1.

Solte die Tugend so liegen verschwiegen?

Solte die Wissenschafft Ehren-loß seyn?

Solten die Künste verdunckelt erliegen

Ohne Belohnung und würden? Ach! nein.

Die Heliconinnen

Erwecken die Sinnen

und winden den Krantz;

Die Hochzeit herdringet/

Das Seiten-Spiel klinget/

unsre Sophia die zieret den Tantz.[189]


2.

Phöbus hatt itzund dier solches gegeben/

Was du verdienet durch täglichen Fleiß/

Thoren und Breßlau gab edele Reben/

Rostock die Trauben und Lübeck den Preiß:

Ja Leipzig dich tränckte

und süßen Most schänckte/

Nun folget der Wein/

Den Wittenberg giebet/

Das deine Kunst liebet

Schäncket dier/ Liebster Freund/ Ehre voll ein.


3.

Pallas liebeugelt und lächelt vor Freude/

Alle Göttinnen erfreuen sich auch/

unsre Sophia windt Kräntze mit Seide/

Giebet den Trauring nach ihrem Gebrauch.

Ey! lustig! Ihr Brüder/

Dactylische Lieder

Nun singet und klingt/

Sophia mein Leben/

Dier wil ich nachstreben;

unsere Feder gen Himmel dich schwingt.


4.

Mercke/ Sophia/ diß sing' ich zu Ehren

Deinem Geliebten und selbsten auch Dier/

unsere Muse wird solches vermehren/

Geben dein hohes Lob weiter herfür;

Hier will ich beschlüßen

mit Versen zu grüßen/

Dich edeles Bild.

Wil anderwerts singen

Von höheren Dingen

welche dein Hertze vollkömmlich erfüllt.


Quelle:
Philipp von Zesen: Sämtliche Werke, 17 Bände, Band 1, Berlin/ New York 1970 ff., S. 189-190.
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