Das Siebende Lied

[138] Als Er verreisete.


1.

Ihr Bücher/ meine Freude/

Du leichte Feder du/

Die ich zum schreiben schneide/

Hört meinen seufftzen zu.


2.

Ich soll Euch nun verlaßen/

Wie fang' ichs doch nur an/

Soll zihen meine Straßen/

Ein' ungebähnte Bahn?


3.

Der Weg wird mier zu lange/

Das scheiden ist zu schwer/

Es ist mier Angst und bange

und bin bekümmert sehr.


4.

Wer wil die Zeit vertreiben/

Die allzu lange Zeit/

Wann ich nicht mehr kann schreiben

von meiner Adelheit.[138]


5.

Wenn ich nicht mehr kann lesen/

Den Edlen Opitz da/

Wie ihm sey lieb gewesen

Die braune Flavia.


6.

Wann Flaccus schöne Lieder/

Wenn Maro nicht bey mier/

So ist mier nur zu wieder

Die schönste Lust und Zier.


7.

Die Zeit wil nicht verflüßen/

Wenn Sappho schweigen muß/

Wenn mich nicht kann durchsüßen

Der schwere Pindarus.


8.

Doch weil ich ja soll scheiden

und Euch nicht länger sehn/

So hoff' ich sol mit Freuden

Mein wündschen auch geschehn.


9.

In kurtzen komm ich wieder

und dessen tröst' ich mich/

Da sollen dann die Lieder

Erst recht anheben sich.


Quelle:
Philipp von Zesen: Sämtliche Werke, 17 Bände, Band 1, Berlin/ New York 1970 ff., S. 138-139.
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