Funfzehender Auftritt.

[450] SIROË, ARCONTE, IDRENO.

Ach weh, mein wertster Prinz!

IDRENO.

Ach Herr, Honoriam hat Phocas weggeraubet.

SIROE.

Wie? traum ich wachende? wird dies auch wohl geglaubet?

Wie? bleibt sie ohne mich? ich folge was ich kann,

Und greife Phocam selbst gleich einem Tiger an.

Ich will auf diesem Platz mit Zähnen ihn zerreißen,

Den räuberischen Hund. Doch, ach! was soll dies heißen?

Mein Rasen ist umsonst! der Schmerz verblendet mich.

Ich bin nicht bei mir selbst. Ach Phocas, schäme dich!

ARCONTE.

Das Leben hab ich ihm schon einmal wieder geben,

Nun will ich ihm zugleich auf seinen Thron erheben.

Es wird ein großer Mut durch keine Raserei

Des Glückes unterdrückt: Es riet mir Huld und Treu;

Die ihm mein Herze schenkt: Daß Phocas dieses glaubte,[450]

Es sei Honoria mein Kind, das er mir raubte,

Und daß ich Vater sei. So führt er sie davon.

Was schadet's? Wenn Ihr Euch auch nennet meinen Sohn.

So könnet Ihr durch mich in schlechtem Hirtenkleide

Gar bald in Bysanz sein.

IDRENO.

Ich sterbe fast vor Freude!

Wenn der verdammte Hund durch solche kluge List

Sich wird betrogen schaun: Wenn er den Schatten küßt.

SIROE.

Ach Hoffnung, laß mich nicht! laß mich die Sonne schauen!

Kann ich so Gold als Haar auf den beblümten Auen

Der Wangen nur ersehn, so mag mein Lebenslicht

In stetem Kerker sein. Ach Hoffnung, laß mich nicht!


Quelle:
Heinrich Anselm von Ziegler und Kliphausen: Die Asiatische Banise. München 1965, S. 450-451.
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