Als er sich über die viele Arbeit beschwerte

[333] Ein Maulthier trägt den Pack, und darff sich nicht beschweren;

Hingegen Lepidus klagt über seine Last.

Durch solche Prahlerey will er das Volck bethören,

Als hätt er Tag und Nacht vor Arbeit keine Rast.

Er läst Collegia an Eck und Häuser schlagen,

Da doch der gute Mensch kaum den Donat versteht;

Allein kein Schüler will nach seinen Wischen fragen.

Dieweil ein jeder weiß, wie weit sein Wissen geht.

Wie kan er andern wohl die Rechts-Gelahrheit lehren?

Da Themis ihn doch nur vor ein Bastard hält;

Und dennoch sucht er sich erbärmlich zu beschwehren,

Als läg auf selbigen die gröste Last der Welt.

Ein leerer Kopf kan nicht von vieler Arbeit schwitzen.

Schweig, Prahler, bitt ich dich, du machst vergebens Wind.

Bey Tobac, Bier, Coffee, sieht man dich stündlich sitzen.

Die kluge Welt wird nicht von blauen Dünsten blind.[334]

In Sauffen köntest du wohl als Professor lesen,

Dein Corpus Juris heist ein teutsches Karten-Spiel.

Diß ist die gröste Kunst, so du gelernt, gewesen.

Ach! solche Weißheit gilt nicht einen Pappen-Stiehl.

Quelle:
Christiane Mariane von Ziegler: Versuch In Gebundener Schreib-Art, Leipzig 1728, S. 333-335.
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