1867. Zeugen-Lied

[1792] Bringe uns, Herr, wieder zu dir, daß wir wieder heimkommen: erneuere unsere tage wie vor alters.1 Klagl. Jer. 5, 21.

Wir erstaunen! Was hat der Herr gethan? Wenn wir beginnen uns zu besinnen, was die reichs-posaune in die selge friedens-stadt zusammen geblasen hat. Was hat der Herr gethan? Man sehs nur an. Wir erstaunen!

Einger jungfräulicher mann, Haupt der schwestern und der brüder, deiner glieder, du wirst kindlich angeredt, angebet't. Wer wird dirs doch je erwiedern von den schwestern und den brüdern, einger jungfräulicher mann.

Heilige dir deine leute, mache sie zur creuzes-beute: laß doch kein einiges unter uns seyn, das nicht solte gedeyhn, das sich nicht nach dem ganzen sinn gäbe hin. Du weist, wie lieb wir dich haben, Heiland der mägde und auch der knaben! Haupt voll blut, speichel, und voller weh! segne die heilige eh: segne die jünglingschaft: segne die jungfern auch: kindern gib stimmen von deinem hauch: aber die Zeugenschaft werde dahin gerafft zu deiner ritterkraft.

Malatten-volk rufft er zur zeugen-wolk, Wilde und Mohren: Hottentotten ohren lassen sich durchbohren: I'hudim: Mamelukken, Hannakken, Heydukken beugen die[1792] Tschakanen vor des creuzes fahnen. Wie gefällt der zeugen-wolk das Märsche volk?

O der gnaden-zeit! Es wär uns leid, wenn man noch nichts wüßte von Savannah cüste, Stißikker gebüsche, vom Caffer gekrische, Samojeder zwergen und Sanct Cruxer särgen.


Chor.


Man streute zwanzig in ein land, als wären sie verloren; auf ihren beeten aber stand: Das ist die saat2 der Mohren.

Die Lappische seen, Grönlands rauhe cüsten, die Sanct Thomas höhen, Susquehannah wüsten haben uns gesehen, Canada, (Kehelle3!) Mugurugampelle, die Cafferschen wiesen, die braunen Barbiesen, Aquanuschioni, Schawanohs, Huroni. Der Finne und Esthe kennt die Märsche gäste. Hitland, Man und Norge spürt des Heilands sorge, seelen zu erlösen, selbst die Zingalesen.

Die Calmukken flattern noch in ihrer irr: und die Tattern sind noch im gewirr: Der Mohr um del Mina wartet auf hülfe. Kennt ihr die tristen, wo das crocodill im schilfe, und Satan laurt in lüften, menschen zu vergiften. Das kluge Candy, sanfte Indostan, die verlegne Gauren, Jesu erster gewinn, warten vielleicht auf bauren. Algier fällt nicht hin. Jesu sein geblüte dringt uns zu gemüthe. Laßt die Corsaren die menschen stehlen, das Lamm befrey nur der sclaven seelen; und fang an in den Türken durch sein blut zu würken. Die Jesus-glieder wurden für uns beulen: eh wir die Heiden lassen zerkeilen4, so schikken wir ihnen unsre nächsten glieder, sie mit dem evangelio zu bedienen. Yßland werd Jesu gut, trotz des Hecla schlünden! Jesu liebesgluth soll noch besser zünden.

Auf, ihr Mahanaim, auf! laßt doch keine seel im lauff: ach, um Jesus willen, unsers Gotts und unsers Herrn! macht euch in die näh und fern, seinen durst zu stillen.[1793]

Laßt doch keine seel im lauff; auf, ihr Mahanaim, auf!

Einer, wenns dem Herrn beliebt, geh und setz dem Sohne, wo es schon gesteine gibt, steine in die crone; andre laßt in friede ziehn, bauen wie in Neu-Yrin. Geht auf der wellen wegen unsern See-Gemeinen nach, o ihr zeugensegen! da besetzt die Mohrenpfarrn; dort macht die wüsteney vom teuffel frey. Weiter laßt eure gitarrn unter denen halben Faunen hören mit erstaunen. Eins laßt kirchen gründen. Was das Lamm will binden, stell das Lamm und die Gemein lieblich vor und fein. Ein andrer behaupte die wahrheit mit augenscheinlicher klarheit: daß die könige bächelein vor dem Manne seyn, vor dem sich cherubim dekken, dem die nationen heuschrekken. Und daß wirs kurz sagen: Amminadibs wagen fahre mit dem zeugen-chor über wall und thor, über stok und stein, wo sie sollen seyn, glüklich hinein, in Jesu namen. Amen!

Fußnoten

1 So hat ein alter Märischer bischoff eine historie der Brüder vor achtzig jahren kläglich beschlossen; und darauf hat man hingesehen, wenn man episcopos in spem contra spem ordinirte.


2 Dreyßigfältig. Als dieses zuerst gesungen wurdr, wuste man von keinen.


3 Ist ein wort der Hurons, bedeutet so viel als: Ey, ist das so.


4 Offenb. 19, 15.


Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1792-1794.
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