1890.

[1811] Mel. Du heiliges kind!


1.

Gemeine, mein Herz! ich habe wol schmerz, und fühle ein leid bey der uns verordneten abreise-zeit;

2.

Alleine die gnad, im flammenden rad geführet zu seyn zu sonst einem theil der unsichtbarn Gemein;

3.

Das selige glük, ein ziemliches stük in eures lichts schein, in diesen gewenden gewallet zu seyn;

4.

Das liebliche bild, in demuth verhüllt, von Bethlehems pracht, hat mir meine seele voll freude gemacht.

5.

Drum schäme ich mich, mein einig herz! dich mit klag oder leid dafür zu betrüben, daß du mich erfreut.

6.

Vielmehr sey gepreist, Gott Heiliger Geist! der othem und kraft zu diesem lebendigen hause geschafft.

7.

Mir ist in der hohl so inniglich wohl, darinnen ihr sitzt, vor aller umstellung der sünde beschützt.

8.

Dank opfere ich, und heilige mich im blute des Herrn zu eurem geselln in der nähe und fern.

9.

Je mehr ihr ums blut des Lämmeleins thut, vor freuden-scham weint, je näher ist euch unser blutiger freund.

10.

Drum weyhe ich euch zum herrlichen reich, wo aller gedank nach Jesu ist hungrig und durstig und krank.[1811]

11.

In lumpen und heu verhülleter Boy1, das herze entbrennt, so oft man dein kriplein uns zeigt oder nennt.

12.

Ihr schäfelein all im lieblichen stall, die blutige pracht hat euch zu der sehenden wunder gemacht.

13.

Bleib, Jesus-kind' bleib dem heiligen leib der sündergemein sein alles in allen, ja alles allein.

Fußnoten

1 Angl. Kräblein.


Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1811-1812.
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