Aventuringlas

[418] Aventuringlas (Avanturinglas), hellbraunes, rotes, auch grünes, halbdurchsichtiges Glas; enthält zahlreiche goldgelbe, metallischglänzende Pünktchen.

Sowohl die Zusammensetzung als auch die Herstellung des Aventuringlases waren bis auf die neueste Zeit unbekannt. Nach Wöhler bestehen die glänzenden Pünktchen aus oktaedrischen Kristallen von metallischem Kupfer, auch nach H. Schwarz [1] sind sie kleine Kupferkristalle, während v. Pettenkofer und Hautefeuille [2] der Meinung sind, daß jene Pünktchen aus kieselsaurem Kupferoxydul bestehen. Neuerdings hat K. Zulkowski (3) einen neuen Beweis für die von Wöhler und Schwarz vertretene Ansicht geliefert; s.a. Mäckler [4]. – Gegenwärtig ist man, namentlich infolge der Untersuchungen v. Pettenkofers, imstande, ein dem alten venezianischen Aventuringlas, das früher besonders auf Murano bei Venedig fabriziert wurde, völlig gleichwertiges Produkt zu erzeugen; die Gläser aus den böhmischen und bayrischen Glashütten stehen den venezianischen in nichts mehr nach. Zur Darstellung des Aventuringlases wird Glas mit Kupferoxydul und Hammerschlag oder Antimon (D.R.P. Nr. 88441) oder Hämatinon (s.d.) mit Eisenfeile geschmolzen [5]. Es scheidet sich dabei metallisches Kupfer in glänzenden Kristallflitterchen aus. Die Glasmasse muß sehr langsam erkalten, weil sonst die Kristallflitterchen nicht die hinreichende Größe erlangen. Ein solches Glas erscheint wie mit Goldschaum ausgefüllt, wenn die Kupferblättchen so zahlreich sind, daß die Grundmasse fast verschwindet. Ein dem echten Aventuringlas ähnliches Glas erhält man nach J. Pelouze [6], wenn man 250 Teile Sand, 100 Teile Soda, 50 Teile kohlensauren Kalk und 40 Teile doppeltchromsaures Kali schmilzt. Ein solches Chromaventurin enthält kristallinisch glänzende Flitter von Chromoxyd, ist grün und zeichnet sich besonders dadurch aus, daß es bei heller Beleuchtung glänzende Lichtreflexe zeigt. Chromaventurin läßt sich leicht in größeren Massen herstellen und wird daher ebenfalls viel zu Kunstgegenständen verarbeitet.


Literatur: [1] Dingl. Polyt. Journ., 186, S. 28. – [2] Bull. d. soc. d'encouragement, 1861, S. 609. – [3] Chem. Industrie 1900, S. 357. – [4] Sprechsaal 1896, Nr. 18 u. 19. – [5] Wagner, Jahresber. der chem. Technol., 1855, S. 147; 1857, S. 176. – [6] Dingl. Polyt. Journ., 179, S, 155.

Chr. Dralle.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 418-419.
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