Brille [3]

[307] Brille , Vorrichtung aus zwei Gläsern zur Kompensierung der Sehfehler des Auges (s. Auge) oder zum Schutz der Augen gegen Beschädigung durch mechanische Einflüsse bezw. zu starke Lichtreize (Schutzbrillen, Schneebrillen).

Die Brillengläser für kurzsichtige Augen (Sehweite unter 25 cm) sind Konkavlinsen, für weitsichtige, hypermetropische und presbyopische Augen Konvexgläser. Die Brillennummer bezeichnet deren Brennweite oder Zerstreuungsweite, früher in Zoll, jetzt in Zentimeter (1 Zoll gleich 2,5 cm). Ist ω die Sehweite eines Auges, ω0 die normale Sehweite, f die Brillennummer, die diesem Auge entspricht, so ist f = ± ωω0 : (ω – ω0). Der reziproke Wert der in Meter gemessenen Brennweite (Zerstreuungsweite) eines Brillenglases wird als Dioptrie D bezeichnet. Ist also f in Zentimeter gemessen, so ist D = 100 : f; ist f in Pariser Zoll gemessen, so ist D = 40 : f. Die Augenärzte bedienen sich dieser Größe als Brillennummer. Für astigmatische Augen verfertigt man zylindrisch geschliffene Linsengläser, die konkav oder konvex und auf der einen Seite sphärisch sein können. Die Brillen für Kurzsichtige geben beim schiefen Durchsehen eine stärkere Wirkung als bei gerader Durchsicht, falls die Gläser bikonkav oder plankonkav sind. Diesen Fehler vermeiden die periskopischen Gläser, die konvex-konkaven Schliff haben.


Literatur: [1] Szili, Die Brille, Berlin 1882. – [2] Florschütz, Auge und Brille, Koburg 1884, 4. Aufl. – [3] Neumann, Die Brillen (für praktische Optiker), Wien 1887. – [4] Netoliczka, Auge und Brille, Wien 1888. – [5] Die dioptrischen Fehler des Auges, in Czapski, Theorie der optischen Instrumente, Breslau 1893, S. 193 ff.

Aug. Schmidt.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 307.
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