Destillation [2]

[721] Destillation, fraktionierte. Eine in der chemischen Praxis vielfach angewendete Methode zur Trennung verschieden flüchtiger Stoffe aus ihrer Mischung ist die sogenannte fraktionierte Destillation, die man in der Industrie gewöhnlich als »Rektifikation« bezeichnet. Da der Dampfdruck einer Flüssigkeit durch Zusatz eines andern Körpers verkleinert wird, und zwar proportional ihrem Gehalt an demselben, so wird beim Abdestillieren der flüchtigen Flüssigkeit der Gehalt des Rückstandes größer, also der Dampfdruck kleiner, womit bei konstantem Druck ein Ansteigen des Siedepunktes Hand in Hand geht. Demnach wird das Destillat bei der Destillation eines solchen Gemisches beim niedrigsten Siedepunkt am reichsten an der flüchtigeren Komponente des Gemisches sein, der sich bei höheren Siedepunkten immer mehr der andern beimengt.

Durch getrenntes Auffangen der bei verschiedenen Temperaturen übergehenden Destillate und abermalige Fraktionierung derselben gelingt es meist, die flüchtigere Komponente ziemlich vollständig von der Beimengung zu befreien. Die Möglichkeit hängt übrigens von dem Verlauf des Dampfdrucks der Mischung in Hinsicht auf ihre Zusammensetzung ab. Existiert ein Gemisch von maximalem Dampfdruck, so wird dieses beim niedrigsten Siedepunkt überdestillieren, und es wird dann der höchste Siedepunkt der Komponente des Gemisches entsprechen, die dem Gemisch mit maximaler Dampfspannung gegenüber im Ueberschuß vorhanden ist. Es würde also hier die höchstsiedende Fraktion oder der Rückstand die eine reine Komponente enthalten. – Näheres s. Nernst, Theoretische Chemie, Stuttgart 1893, S. 99 ff.

Abegg.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 721.
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