Dissoziationsisotherme

[781] Dissoziationsisotherme ist die Gleichung, welche die Mengenverhältnisse der undissoziierten Molekeln und ihrer Dissoziationsprodukte bei konstanter Temperatur beherrscht.

Sie ergibt sich durch Anwendung des Massenwirkungsgesetzes (s. Massenwirkung, chemische) auf die Dissoziation (s.d.): Es sei v das Volumen, das ein Gramm-Molekulargewicht des im Dissoziationszustand befindlichen Körpers enthalte (d.h. sein Verdünnungsgrad); sein Dissoziationsgrad (s.d.) sei γ und die Anzahl Teilmolekeln, in die eine Molekel zerfällt, sei n, dann ist., (nγ/v)n/(1 γ)/v = K, d.h. das Produkt der Konzentrationen der Dissoziationsprodukte im Verhältnis zur Konzentration der undissoziierten Molekeln ist konstant (K). Daraus ergibt sich (nγ)n/(1 γ) = Kvn – 1 oder um auf den häufigsten Fall (n = 2) zu spezialisieren: 4γ2/(1 – γ) = Kv. Der Dissoziationsgrad wächst also mit zunehmender Verdünnung. Von besonderem Interesse ist die Konstante K, der Dissoziationskoeffizient oder die Dissoziationskonstante, der offenbar beim Vergleich verschiedener Stoffe in gleicher Verdünnung v das Maß für ihren Zerfall in die Dissoziationsprodukte bildet. Je größer K, um so stärker ist bei gleicher Konzentration ein Körper dissoziiert.

Da die elektrolytische Dissoziation bestimmend für die Reaktionsfähigkeit der Körper ist, so ist der Dissoziationskoeffizient gleichzeitig ein Maß für die Affinität der Körper, speziell der Basen und Säuren, und wird deshalb auch als Affinitätskonstante bezeichnet.

Abegg.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 781.
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