Durchstich

[177] Durchstich, eine im Strom- bezw. Flußbau zum Zwecke einer Geradlegung bezw. Streckung eines gewundenen oder außerdem verwilderten Flußlaufes vorgenommene, meistens (oder wenigstens zum Teil) als Einschnitt ausgebildete Abkürzung (Geradleitung) D.

Je nachdem die Abschneidung einer, zweier oder mehrerer Krümmungen oder sogenannter Serpentinen S (Fig. 1 und 2) erfolgt, ist der Durchstich ein einfacher, doppelter oder mehrfacher bezw. zusammengesetzter. Der neue Flußlauf wird entweder durch Abgrabung in seinem vollen Querschnitt hergestellt oder es wird dessen Schlauch mittels Abschwemmung, durch die Strömung des eingeleiteten Flusses selbst, allmählich aus einem, eventuell zwei oder mehreren, engeren Leitgraben (sogenannter Kunette) L auf jenen erweitert, und wird daher je nachdem, entweder gleich oder erst im Laufe der Zeit, die ganze Wassermenge des Flusses abzuleiten haben. Einer Verkürzung der Strecke A B entspricht als natürliche Folge eine Vermehrung des relativen Gefälles auf derselben. Die erstere mag, auch abgesehen von der Möglichkeit einer wirtschaftlich zu schätzenden Verminderung der zu unterhaltenden Uferlänge, im Interesse der Schiffahrt liegen, die letztere aber dieselbe geradezu wieder beeinträchtigen. Im Zusammenhang mit der im oberen Teile des Durchstiches zu erwartenden und nicht selten beabsichtigten, meist von selbst erfolgenden Vertiefung des Flußbettes nach aufwärts und einer entsprechenden Senkung des Wasserspiegels, eventuell aber Erhöhung der Sohle und des Wasserspiegels im unteren Teil des Durchstiches und nach abwärts kann durch jene eine wesentliche Verbesserung der Vorflut zur Entwässerung angrenzender Ländereien erfolgen. Weiteres über Zweckmäßigkeit und Ausführung der Durchstiche s. Flußregulierung. – Als von großer Bedeutung sind u.a. bekannt: eine Reihe von Durchstichen am Oberrhein zu Baden und Bayern (vollendet 1818–1844), der Donaudurchstich bei Wien (vollendet 1875), der Elbedurchstich bei Hamburg (Kalte Hofe, vollendet 1879) und der Fußgeher Durchstich des Rheins nahe dem Bodensee zwischen Oesterreich und der Schweiz (vollendet 1900).

Hilgard.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 177.
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