Entrollen

[459] Entrollen (Entlaufen) der Eisenbahnwagen kann in Stationen, die Gefälle enthalten oder an solche anschließen, durch unvorsichtiges Anfahren an freistehende Wagen oder durch Abflößen einzelner Wagen oder auch durch einen heftigen Windkloß verursacht werden; bei Zügen auf der Strecke kann eine Zugstrennung das Entrollen von Wagen in der Gefällsrichtung zur Folge haben.

Einzelnstehende Wagen oder Wagengruppen sind durch Einbremsen, durch Unterlagskeile oder Sperriegel, welch letztere zwischen die Speichen zweier auf einer Achse sitzenden Räder durchgesteckt werden, gegen Entrollen zu sichern; Zweiggleise, die gegen das Einlaufen entrollter Wagen zu schützen sind, haben kräftige Sperrvorrichtungen (Sperrbäume) zu erhalten; Stumpfgleise sind an ihren Enden mit Prellgerüsten, Erdkegeln, aufgebogenen Schienen zu versehen. Sind entrollte Wagen auf die Strecke gelangt, so ist in der Gefällsrichtung der Bahn das Signal »Entrollte Wagen« zu geben. Die Streckenwächter haben durch Einsetzen der Bremsschuhe (s.d.), durch Aufwerfen von Sand, Schotter, Schwellen u.s.w. auf die Gleise das Aufhalten der Wagen zu versuchen; in den Stationen sind dieselben in Stumpfgleise zu lenken oder auch zur Entgleisung zu bringen; auf Gebirgsstrecken kann sich die Anlage besonderer Sandgleise (s.d.), in denen entrollte Wagen durch Anhäufung von Sand zum Stillstand gebracht werden, empfehlen. Das Auffangen entrollter Wagen durch Lokomotiven ist sehr schwierig, gefahrvoll und hinsichtlich des Erfolges zweifelhaft.

A. Birk.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 459.
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