Erdmagnetismus [2]

[247] Erdmagnetismus . In der Erkenntnis des Wesens des Erdmagnetismus und seines Zusammenhangs mit dem Sonnenmagnetismus sind in den letzten Jahren bedeutsame Fortschritte gemacht worden.

Hale hat im Mount-Wilson-Observatorium (Kalifornien) Beobachtungen über das allgemeine magnetische Feld der Sonne angestellt [1]. Störmer hat den Zusammenhang der Variationen des Erdmagnetismus mit der Sonnentätigkeit durch die Theorie der Kathodenstrahlung der Sonne und der Abbiegung dieser Strahlen im magnetischen Erdfeld nachgewiesen; auch Birkeland hat sich damit beschäftigt [2]. Ad. Schmidt hat gefunden, daß die Säkularvariation in ihrem Hauptteil einer langsamen, stetigen, aber an verschiedenen Orten stark verschiedenen Aenderung unterworfen ist, daß sie dagegen in einem kleinen Restteile schnell wechselnde, aber überall ziemlich gleichgroße Schwankungen aufweist [3]. Die Magnetische Abteilung des Carnegie-Instituts hat seit einigen Jahren auf den Kontinenten, hauptsächlich aber auf den Ozeanen in eisenfreiem Schiff umfangreiche magnetische Vermessungen ausgeführt [4], so daß in kurzer Zeit eine gute Darstellung des magnetischen Zustandes der Erde möglich sein wird. Von der deutschen Südpolarexpedition 1901–03 liegen die Ergebnisse der See- und Landbeobachtungen von Bidlingmayer und von Luyken vor [5], [6]. Die magnetischen Landesaufnahmen Deutschlands sind beendet [7] und von Haußmann zu magnetischen Uebersichtskarten Deutschlands zusammengefaßt [8]. Die Deklination nimmt jetzt (1912) in Deutschland jährlich um 9' ab, die Inklination um 0,5' zu, die Horizontalintensität um 0,0001 C.G.S. ab. Das magnetische Hauptobservatorium Deutschlands in Potsdam hat wegen störender Einflüsse durch elektrische Bahnen ein Hilfsobservatorium bei Seddin in ungestörtem Gebiete erhalten. Wegen der gleichen Störungen sind die bergmännischen magnetischen Warten von Bochum nach Langenberg und von Beuthen nach Nicolai verlegt worden.


Literatur: [1] Hale, Preliminary note on a attempt to detect the general magnetic field of the sun. Terr. Magn. and Atmosph. Electr. 1912. – [2] Birkeland, The Norwegian aurora expedition 1902–03, Vol. I, 1909. – [3] Schmidt, Ad., Magnetische Karten von Norddeutschland für 1909. – [4] Bauer and Peters, Magnetic chart errors. Terr. Magn. and Atmosph. Electr. 1912. – [5] Bidlingmaier, Erdmagnetische Seebeobachtungen. Deutsche Südpolarexpedition 1901–03. – [6] Luyken, Erdmagnetische Ergebnisse der Kerguelen-Station. Deutsche Südpolarexpedition 1901–03. – [7] Hellmann, Magnetische Kartographie in historischkritischer Darstellung. Veröffentl. des Kgl. preuß. Meteorologischen Instituts in Berlin, 1909. – [8] Haußmann, Die magnetischen Landesaufnahmen im Deutschen Reiche und Magnetische Uebersichtskarten Deutschlands für 1912. O. Petermanns geographische Mitteilungen 1913.

Haußmann.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 247.
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