Füllmauer

[205] Füllmauer, Füllwerk, Gußmauer, ausgefülltes Mauerwerk (Emplekton), besteht aus kleinen Füllsteinen, sogenanntem Steinschlag, Geschieben, Kies, auch Ziegelbrocken, die einen mechanischen Verband unter sich nicht finden, vielmehr durch gut und rasch bindenden Mörtel (s.d.) zu einer festen Masse zusammengebacken werden.

Die Herstellung erfolgt im Boden zwischen Bretterwänden, bei freistehenden Umfassungsmauern zwischen einer Art Formkasten (s. Stampfbau). Das Mauerwerk der römischen Kaiserzeit bestand aus solcher Füllmasse zwischen Stirnseiten von Quadern, von Backsteinen (meist Opus reticulatum) oder Bruchsteinen. In bestimmten Höhenabständen waren zur Verstärkung durchgehende Binder oder ganze Binderschichten zur Anwendung gebracht worden. Die hohe Bindekraft der Mörtel aus den vulkanischen Gesteinen der Umgebung Roms und Neapels führte zu dieser Bauweise mit Ausdehnung auf den Gewölbe- und Kuppelbau (Pantheon in Rom). – Die Entwicklung der Zementindustrie unsrer Zeit brachte in Nachahmung obiger Bauweise eine sachgemäße Anwendung durch das Zementmauerwerk.

Weinbrenner.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 205.
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