Figurenkapitäle

[24] Figurenkapitäle oder Bilderkapitäle, jene Säulenknäufe, die reichen figuralen Schmuck oder sogar historische Komposition aufweisen.

Schimärische Tiergestalten und menschliche Köpfe, die sich aus dem Blatt- und Rankenwerk des Kapitals entwickeln, kommen zuweilen im griechischen und römischen Stil und sehr häufig in der Renaissance vor; doch werden diese nicht mit dem Namen Figurenkapitäl bezeichnet.[24] Dagegen haben insbesondere der byzantinische und romanische Stil Knäufe aufzuweisen, deren fall ausschließlicher Schmuck aus figuralen Darstellungen besteht, worunter Szenen aus der biblischen Geschichte recht häufig verwendet wurden. So steht man z.B. auf einem Kapital der Abteikirche von St. Benoit die Flucht der heiligen Familie dargestellt; die Madonna mit dem Jesuskindlein im Arme reitet auf einem Esel und hat trotzdem einen Schemel unter ihren Füßen. Rechts und links vom Mittelbilde sind andre Heilige angebracht, die Ecken des Kapitals markierend (s. die Figur). Pflanzliches Ornament erscheint so gut wie ausgeschlossen. Im Dome von Monreale bei Palermo gibt es Säulenkapitäle, die Bogenstellungen bilden, in welchen eine ganze Reihe von Heiligen untergebracht erscheinen. Desgleichen zeigt die Kirche S. Marco in Venedig eine ganze Serie der verschiedenartigsten Figurenkapitäle.

Weinbrenner.

Figurenkapitäle
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 24-25.
Lizenz:
Faksimiles:
24 | 25
Kategorien: