Grünspan

[656] Grünspan, Aerugo nobilis (edler Rost), destillierter, deutscher, französischer, kristallisierter, präzipitierter, blauer und grüner Grünspan, lasierende grüne Farbe von sehr geringer Beständigkeit, an und für sich nur von untergeordneter Verwendung, hauptsächlich als Zwischenfabrikat für Kupferfarben dienend und daher in der Farbenfabrikation viel angewendet (vgl. a. Kupfer).

Bei Verwendung in Oel wird der Grünspan mit Bleiweiß zusammengerieben oder damit vermischt. Die gemachten Anstriche zeigen anfänglich eine bläulichgrüne helle Farbe, die nach und nach in reines Grün übergehen und besitzen dann eine große Haltbarkeit; derartige Anstriche werden namentlich in Rußland auf Kirchendächern gemacht. Im Handel unterscheidet man mehrere Sorten, je nachdem derselbe nur aus Kupferacetat oder aus diesem in Verbindung mit Kupferoxydhydrat besteht; so ist blauer Grünspan, französischer Grünspan halbessigsaures Kupferoxyd, destillierter Grünspan neutrales Kupferacetat, deutscher oder schwedischer Grünspan eine Verbindung von zweidrittelessigsaurem Kupferoxyd mit eindrittelessigsaurem Kupferoxyd. Der Farbenunterschied zwischen blauem und grünem Grünspan beruht auf den verschieden zusammengesetzten und ungleich gefärbten Kupferverbindungen. – Grünspan wird namentlich im südlichen Frankreich aus Weintrestern, die man zur Essiggärung bringt, und aus metallischem Kupfer in Platten bei einer Temperatur von 25–30° hergestellt und ist die Umbildung in 4–5 Tagen vollendet. Das Produkt ist roher Grünspan, aus dem durch Auflösen in Essig und [656] Verdampfen der Lösung der destillierte oder kristallisierte Grünspan gewonnen wird. In Schweden bereitet man Grünspan aus Holzessig und metallischem Kupfer; durch Behandeln von Kupfervitriol mit starker Ammoniakflüssigkeit (wodurch sich Kupferammoniumsulfit bildet) und Zersetzen mit Essigsäure (s.d.) unter Erhitzen stellt man ebenfalls Grünspan dar, der sich in schön grünen Kristallen niederschlägt.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 656-657.
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