Haustelegraphen [2]

[365] Haustelegraphen. I. Fallscheibenapparate mit mechanischer Abstellung.

Neue elektrische Fallklappe. Bei den bisherigen Anordnungen mußte die Signalscheibe in der Regel eine Drehbewegung um eine Achse ausführen, bei den neueren Fallscheibentableaus fällt dagegen die Klappe senkrecht nieder, nachdem sie vom Elektromagneten ausgelöst ist. Bei einer Ausführung der Firma Mix & Genest A.-G. befindet sich in geringem Abstande vom Elektromagneten die verlängerte Ankerfahne, die bei abgestellter Klappe ein wenig geneigt zur Vertikalen auf dem vorstehenden unteren Ansatze des Gestelles ruht. Sobald ein Strom durch den Elektromagneten fließt, zieht der Magnet die Ankerfahne an, so daß sie sich lotrecht einstellt und so den stützenden Vorsprung verläßt. Wird jetzt der Elektromagnet stromlos, so erfolgt die Auslösung der Ankerfahne infolge der eignen Schwere, sie fällt senkrecht[365] nieder, und die Signalscheibe erscheint hinter dem durchsichtigen Felde des Deckglases. Die mechanische Abstellung erfolgt von unten her, weil seitlich oft der erforderliche Raum für die Abstellstange fehlt. Die vertikale Schubstange ist im Gehäuse mit einer horizontalen Schiene verbunden; diese drückt bei der Abstellung gegen das winkelförmig umgebogene Ende der Ankerfahne, welche, nach oben gebracht, auf eine schräge Gleitfläche trifft. Dadurch wird die Klappe geneigt zur Vertikalen wieder in die Ruhestellung zurückgebracht. Da die Vertikalfallklappe weit weniger Raum beansprucht als die bisher üblichen Fallscheiben, so werden bei solchen Tableaus auch die äußeren Abmessungen kleiner, und das Gewicht wird um etwa die Hälfte verringert.

II. Lichtsignalanlagen

kommen neuerdings in Krankenhäusern und insbesondere großen Hotels zur Anwendung, wo sich der Betrieb der Signalanlagen mit Weckern und Fallscheibenapparaten zu geräuschvoll gestaltet. An Stelle der Wecker werden elektrische Signallampen eingeschaltet. In den Zimmern werden doppelte oder dreifache Druckknöpfe angebracht, die z.B. dazu dienen, den Diener, das Hausmädchen oder den Zimmerkellner herbeizurufen. Wird einer der Druckknöpfe gedrückt, so erscheint in dem Personalraum auf einem Tableau die Bezeichnung der verlangten Bedienung auf farbig leuchtendem Grunde, und gleichzeitig schlägt hier ein Wecker an, um die Aufmerksamkeit zu erregen. Gilt der Anruf dem Hausmädchen, so begibt sich dieses auf den Weg, um dem Ruf zu folgen, wobei es von auf den Gängen an geeigneten Stellen angebrachten Richtungslampen geleitet wird. Diese Lampen leuchten in gleicher Farbe wie die betreffende Tableaulampe. Ueber der Tür des Zimmers, von dem aus gerufen wurde, leuchtet auf dem Gange gleichfalls eine Lampe in entsprechender Farbe. Vor dem Eintreten in das Zimmer werden die Lampen durch Druck auf den außen an der Zimmertür angebrachten Abstellknopf ausgeschaltet. Zur Kontrolle des Betriebs der Anlage und der Aufmerksamkeit der Bedienung können beim Portier Kontrolltableaus angebracht werden, auf dem bei jedem Anruf die Zahl des betreffenden Stockwerks oder der betreffenden Zimmergruppe auf einem farbig leuchtenden Felde erscheint. Solche Anlagen werden jetzt von allen größeren Elektrizitätsfirmen der Schwachstromindustrie hergestellt; die Abbildung gibt das Schaltungsschema für eine einfache Hotellichtsignalanlage, wie sie die Firma Siemens & Halske A.-G. zur Ausführung bringt.

Otto Jentsch.

Haustelegraphen [2]
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 365-366.
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