Kapelle [2]

[372] Kapelle, ein schalenförmiges Gefäß zum Probieren silberhaltiger Legierungen, besonders zum Abtreiben (Kupellieren) des silberhaltigen Werkbleies.

Zur Herstellung solcher Kapellen werden Knochen vollkommen weiß gebrannt, gepulvert, mit heißem Wasser ausgelaugt, durch Schlämmen in ein seines und ein gröberes (körniges) Pulver geteilt und beide Pulversorten getrocknet. Hierauf wird das gröbere Mehl mit Wasser angefeuchtet, der erhaltene Brei in eine Matrize (Nonne) gebracht, die Oberfläche mit dem trockenen Feinmehl bestreut und die Patrize (Mönch) eingedrückt, wodurch die Kapelle die gewünschte Form erhält. Schließlich werden die Kapellen möglichst langsam getrocknet. Man gibt ihnen gewöhnlich einen oberen Durchmesser von 38 mm (im Lichten von 25 mm), eine gesamte Höhe von 20 mm bei 12 mm Höhe des Fassungsraumes. Beim Gebrauch setzt man die Kapellen, nachdem man[372] sie abgeätmet, d.h. durch Erhitzen in der Muffel von angesaugter Feuchtigkeit befreit und mit einer abgewogenen Menge Werkblei beschickt hat, in eine stark glühende Muffel (Kapellenofen), in der das Blei oxydiert wird. Das Bleioxyd zieht in die porösen Wände der Kapellen, während das metallische Silber als König (Korn, Regulus) zurückbleibt. Gewöhnlich tritt mit dem Bleioxyd auch eine geringe Menge Silber in die Kapelle über (Kapellenzug).

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 372-373.
Lizenz:
Faksimiles:
372 | 373
Kategorien: